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Intelligenz: Reiche Menschen sind sozial schwächer

Macht Geld unsozial? Wenn es um zwischenmenschliche Weisheit geht, schneiden arme Menschen besser ab.
Bettler in London

Wer weniger Geld hat, ist bewusster im Umgang mit den Mitmenschen. Zu diesem Ergebnis kommen Justin P. Brienza und Igor Grossmann von der University of Waterloo in Kanada anhand einer Online-Umfrage sowie einer Untersuchung an 299 Versuchspersonen aus verschiedenen sozialen Schichten. Ihr zufolge beeinflusst die wirtschaftliche Situation, wie "weise" Menschen mit ihrem sozialen Umfeld umgehen, also ihr Verständnis von zwischenmenschlichen Konflikten. Demnach sind Personen aus der Mittelschicht konsistent schlechter darin, andere Sichtweisen aufzunehmen, Wandel zu berücksichtigen und die Grenzen des eigenen Wissens anzuerkennen. Die Forscher vermuten, dass die unterschiedlichen sozialen Fähigkeiten direkt ihre Bedeutung in den jeweiligen sozialen Schichten widerspiegeln.

Der Trend zur zwischenmenschlichen "Weisheit" zeigte sich einerseits in der Online-Umfrage unter 2145 Personen aus den USA, allerdings mit sehr stark schwankenden Ergebnissen. In der zweiten Studie, in der die Versuchspersonen konkrete Konfliktsituationen bewerten und fortspinnen sollten, erwiesen sich die Ergebnisse als belastbarer. Frühere Studien hatten meist die Fähigkeit zu abstrakten Überlegungen geprüft; dabei schneiden reichere Versuchspersonen besser ab. Die Forscher vermuteten, dass solche Forschungen nicht so sehr kognitive Unterschiede abbilden, sondern Differenzen im kulturellen Umfeld abhängig von der sozialen Schicht. Folglich untergrabe die Verfügbarkeit von Ressourcen möglicherweise die Fähigkeit zur "Weisheit" in zwischenmenschlichen Situationen, schreiben Brienza und Grossmann. Womöglich müsse man im Bildungssystem speziell bei reichen Kindern die zwischenmenschliche Kompetenz stärker fördern.

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