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Bulgarien: Reliquien von Johannes dem Täufer echt?

Reliquien von Johannes dem Täufer echt?

Reliquien ziehen Gläubige aus der ganzen Welt an. Doch oftmals haben die sakralen Reste selbst schon einen weiten Weg hinter sich. Herkunft und Echtheit lassen sich daher nur selten bestimmen. Für einige Knochenteile in Bulgarien glauben Forscher nun, deren prominenten Ursprung ausgemacht zu haben: Sie stammen angeblich von keinem geringeren als Johannes dem Täufer.

Sveti Ivan ... | ... liegt nahe der bulgarischen Stadt Sozopol. Die Luftaufnahme zeigt die Grundmauern des frühbyzantinischen Klosters. Die Gebäudestruktur unten beherbergte den Altar, unter dem Archäologen die Knochen fanden.

Die sechs menschlichen sowie drei tierischen Knochen entdeckte 2010 der Archäologe Kazimir Popkonstantinov von der Universität Veliko Turnovo auf der Schwarzmeerinsel Sveti Ivan – zu Deutsch "Heiliger Johannes". Die Beinfragmente lagen in einem kleinen Sarkophag unter dem Boden einer spätantiken Kirche. Neben dem Namen der Insel bestärkte der benachbarte Fund einer Tuffsteinbox die bulgarischen Ausgräber darin, auf Reliquien von Johannes dem Täufer gestoßen zu sein: Auf dem Kästchen, das vermutlich zum Transport der Reliquien diente, nennt eine griechische Inschrift Johannes und seinen Feiertag.

Der Handknochen ... | ... oben links stammt aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert. Bei den übrigen Knochenstücken handelt es sich um ein Ellenfragment (oben rechts), ein Rippenfragment (unten links), ein Schädelstück und einen Backenzahn (beide unten rechts).

Nun haben Forscher um den Biologen Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen die menschlichen Knochen untersucht. Eine Erbgutanalyse ergab, dass sie von ein und derselben Person stammen – wahrscheinlich einem Mann, dessen mitochondriale DNA eine Herkunft aus dem Nahen Osten nahelegt. Dies entspräche grob der Heimat Johannes des Täufers. Wissenschaftler der Radiocarbon Accelerator Unit der University of Oxford bestimmten zudem mittels Radiokohlenstoffdatierung das Alter der Knochen. "Das Ergebnis passt eindeutig zu jemandem, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert gelebt hat. Ob diese Person Johannes der Täufer war, ist eine Frage, die wir noch nicht zweifelsfrei beantworten können – und wahrscheinlich auch nie werden", stellt der Direktor des Instituts, Thomas Higham, fest.

Das kleine Kästchen ... | ...  befand sich neben dem Sarkophag. Es könnte zum Transport der Reliquien gedient haben. Auf der Außenwand steht in altgriechischen Buchstaben der Name Johannes des Täufers und sein Feiertag.

Wie die Reliquien nach Sveti Ivan gekommen sind, und warum sie unter der Kirche versteckt wurden, ist unbekannt. Laut des Byzantinisten Georges Kazan von der University of Oxford gehe aus Schriftquellen hervor, dass Mönche Ende des 4. Jahrhunderts Überreste des Täufers von Jerusalem nach Konstantinopel transportierten, wo sie der römische Kaiser in einer eigens dafür gebauten Kirche ausstellen ließ. Es sei möglich, dass ein Mitglied der Oberschicht Konstantinopels einen Teil der Reliquien im 5. oder 6. Jahrhundert dem Kloster gestiftet hat.

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