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Reptilien: Gehörntes Krokodil findet seinen Platz

Auf Madagaskar lebten einst zwei Krokodilarten. Nur eine hat bis heute überlebt. Leider: Denn die zweite war einzigartig, wie ihr Stammbaum und Aussehen zeigt.
Schädel eines gehörnten Krokodils

Madagaskar gilt als eine Art Arche für ungewöhnliche Tier- und Pflanzenarten, die auf der Insel überlebt haben, während ihre Verwandten auf dem Festland durch modernere Spezies verdrängt wurden. Bis zur Ankunft der ersten Menschen auf Madagaskar vor wenigen tausenden Jahren war die Vielfalt allerdings noch viel größer: Neben den gewaltigen Elefantenvögeln, Zwergflusspferden sowie Riesenschildkröten und -lemuren gab es auch ein gehörntes Krokodil, dessen Platz im Stammbaum erst durch Evon Hekkala vom American Museum of Natural History und ihrem Team geklärt werden konnte. In »Nature Communications« stellen sie eine DNA-Analyse vor, die den einzigartigen Status von Voay robustus belegt.

Im Gegensatz zu anderen Krokodilarten wies es zwei eigenartige Hörner auf, die am hinteren Teil des Schädels wuchsen. Ansonsten ähnelte es stark den Nilkrokodilen, die bis heute auf der Insel leben. Wann Voay robustus hingegen verschwand, ist ungeklärt: Frühe Entdeckungsreisende hielten fest, dass die Madagassen von zwei unterschiedlichen Krokodilen berichteten: einer großen, robusten Art und einer eher grazilen Version, die Flüsse bevorzuge. Letzteres bezog sich auf die Nilkrokodile, die hier kleiner ausfallen als in Afrika selbst. Voay robustus starb also wohl erst vor wenigen Jahrhunderten aus.

Seit der Entdeckung erster Knochen rätseln Paläontologen, welchen Platz es in der Krokodilfamilie einnahm. Erste Studien packten die Art in die Gruppe der Echten Krokodile, in der sich die Nil- und Amerikanischen Krokodile befinden. Später wurde dies revidiert und sie bei den Zwergkrokodilen platziert. Hekkalas Gruppe versuchte daher, DNA aus den alten Knochen in Museumssammlungen zu extrahieren. Darunter befanden sich auch zwei gut erhaltene Schädel aus dem American Museum of Natural History. Dank neuester Technologie gelang dies sogar, und die Daten konnten mit den DNA-Analysen lebender Krokodilarten verglichen werden.

Letztlich hatten die ersten Wissenschaftler Recht, die das gehörnte Krokodil den echten Krokodilen zuordneten. Allerdings sitzt es auf einem eigenen Zweig des Stammbaums und ist bislang am engsten mit dem letzten gemeinsamen Vorfahren der heutigen Krokodile verwandt. »Das legt nahe, dass die echten Krokodile in Afrika entstanden sein könnten und sich von hier über Asien bis in die Neue Welt ausgebreitet haben. Wir haben wirklich die DNA gebraucht, bis wir die richtige Antwort darauf geben konnten«, sagt der an der Studie beteiligte George Amato vom Museum.

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