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Ökologie: Retter aus dem Todessumpf

Das Ökosystem in der Benguela-Region vor der Südwestküste Afrikas hat sich von der bis 1960 exzessiv betriebenen Sardinenfischerei bis heute nicht erholt. Die nährstoffreichen Gewässer leiden unter einer wahren Invasion von Quallen, die noch dazu die Nahrungskette unterbrechen: Die Glibbertiere fressen das Gleiche wie die Sardinen zuvor, laden aber selbst kaum zum Fressen ein. Die verwesenden Körper abgestorbener Exemplare zehren den Sauerstoff im Meerwasser auf und haben am Boden Todeszonen entstehen lassen, in denen anaerobe Bakterien giftigen Schwefelwasserstoff produzieren. Biologen sahen die ganze Region deshalb schon dem Untergang geweiht.

Klein, aber oho! | Die unscheinbare Grundel Sufflogobius bibarbatus könnte ganz allein das ökologische Gleichgewicht in den Gewässern vor der Südwestküste Afrikas wiederherstellen.
Doch nun scheint eine einheimische Grundelart namens Sufflogobius bibarbatus das ökologische Gefüge allmählich wieder ins Lot zu bringen – so Anne Utne-Palm von der Universität Bergen (Norwegen), die mit einem internationalen Kollegenteam Wasser und Meeresboden vor der Küste Namibias und eben auch die kleinen Fische genauer untersucht hat. Dabei stellte sich heraus, dass die Grundeln – obwohl zur Hauptspeise für viele räuberische Fische oder Vögel avanciert – prächtig gedeihen.

Wie Analysen des Mageninhalts der etwa zwölf Zentimeter langen Tiere ergaben, verspeisen sie Quallen und leisten als Beute somit ihrerseits einen wichtigen Beitrag zur Weitergabe der Nährstoffe in der Nahrungskette. Außerdem macht es dem kleinen Fisch nichts aus, Zuflucht im lebensfeindlichen, sauerstoffarmen Meeressediment zu suchen. Die Forscher werten das als win-win-Situation für die Grundel. Zum einen nutzt sie eine Futterressource, die ihr keiner streitig macht, und zum anderen hat sie ein optimales Rückzugsgebiet aufgetan.

Nicole Wedemeyer

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