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Bedrohte Tiere: Rettung für den Tasmanischen Teufel in Sicht

Australischen Forschern ist es gelungen, den hochansteckenden Krebs zurückzudrängen, der die Population des Tasmanischen Teufels bedroht. Tumore bildeten sich nach Aktivierung des Immunsystems der Tiere zurück.
Der aggressive Raubbeutler soll zukünftig Katzen bekämpfen.

Der Tasmanische Teufel ist das Symboltier der südlich von Australien gelegenen Insel Tasmanien. Doch die Population in seinem ausschließlichen Lebensraum ist stark bedroht. Schuld ist ein aggressiver, hochansteckender Krebs namens »Devil Facial Tumor Disease (DFTD)«, der von Tier zu Tier durch Bisse übertragen wird. Eine Infektion mit den Krebszellen löst die Bildung von gelegentlich fußballgroßen Gesichtstumoren aus und führt zum schnellen Tod der räuberischen Beuteltiere. Seit der Entdeckung der Krankheit 1996 wurde die Anzahl der Tasmanischen Teufel bereits um mehr als 80 Prozent dezimiert. Mittlerweile werden vermehrt Anstrengungen unternommen, die Tasmanischen Teufel zu schützen: Durch die Zucht gesunder Tiere soll die Population erhalten werden. Doch wie können sie in der Wildnis vor dem ansteckenden Krebs bewahrt werden?

Forschern um Gregory M. Woods von der University of Tasmania ist es nun erstmals gelungen, die Tumoren erfolgreich zu bekämpfen. Hierzu aktivierten sie das körpereigene Immunsystem der Tiere, das daraufhin die Krebsgeschwüre attackierte. Bei einigen Tieren bildeten sie sich komplett zurück, so dass nach drei Monaten an Stelle des Tumors lediglich Narbengewebe zu finden war.

Die Krankheit DFTD ist deshalb so tückisch, weil die übertragenen Krebszellen vom Körper weder als fremd noch als bösartig erkannt werden. Das liegt daran, dass sie keine »Major Histocompatibility Complex I (MHC-I)«-Proteine auf ihrer Zelloberfläche tragen. Diese sind von Individuum zu Individuum unterschiedlich und signalisieren dem Körper: Wir gehören zu dir. Die MHC-I-Proteine alarmieren außerdem das Immunsystem, wenn Zellen infiziert sind oder sich unkontrolliert vermehren, wie das in Tumoren der Fall ist. Weil die Proteine in DFTD-Zellen fehlen, bleiben die Tumoren vom Immunsystem des Tasmanischen Teufels unbemerkt und werden nicht attackiert. So können sie sich ungestört vermehren.

Um die Zellen für die immunologische Abwehr sichtbar zu machen, wandten die Forscher einen Trick an: Sie injizierten den Tieren speziell modifizierte, abgetötete Krebszellen, die MHC-I-Proteine an der Zelloberfläche präsentierten. Dadurch wurde das Immunsystem auf die fremden Zellen aufmerksam und bildete Antikörper, um sie zu bekämpfen. Um die Wirkung der Impfung zu testen, konfrontierten die Wissenschaftler die Tieren einige Monate später mit lebenden, Krebs auslösenden Zellen ohne MHC-I-Proteine. Dabei zeigte sich, dass die Forscher mit ihrem Ansatz auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel sind. Die Impfung reichte offenbar nicht aus, um die Tiere zu schützen: vier von fünf Teufeln entwickelten daraufhin 20 bis 30 Zentimeter große Tumoren. Immerhin gelang es den Forschern aber, drei dieser Tumoren komplett zurückzudrängen, indem sie lebende MHC-I-positive DHTD-Zellen direkt in das Geschwür injizierten. Dieses wurde daraufhin von Zellen des Immunsystems nahezu geflutet und so aktiv bekämpft.

Auch wenn die Entwicklung noch am Anfang steht, wecken die Ergebnisse der Forscher Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff gegen den verheerenden Krebs. Dies wäre ein entscheidender Schritt, um die Krankheit zu stoppen. Gelingt dies nicht, würden die Wildpopulationen des Tasmanischen Teufels wohl bald vor dem Aussterben stehen.

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