Riesenstern: Roter Überriese stieß enorme Gaswolke aus

Rund 19 000 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Schild befindet sich in einem offenen Sternhaufen mit der Bezeichnung Stephenson 2 der rote Überriese DFK 52. Er ist von einer gewaltigen Blase aus Gas und Staub umgeben, die sich bis auf einen Durchmesser von 1,4 Lichtjahren um den Riesenstern ausgebreitet hat. Diese Blase wurde von einem Forschungsteam um Mark Siebert von der schwedischen Chalmers University of Technology entdeckt. Dafür setzte die Gruppe den Teleskopverbund ALMA in Chile ein, mit dem im Bereich der Millimeterwellen der Himmel beobachtet wird.
Die Ergebnisse überraschten das Team, da DFK 52 ein Zwilling des roten Überriesen Beteigeuze im Sternbild Orion ist. Die Blase hat gigantische Ausmaße: Würde man ihren Verursacher anstelle von Beteigeuze im Sternbild Orion platzieren, so würde sie sich über ein Drittel der Vollmondscheibe am Himmer erstrecken, während Beteigeuze uns nur als rötlicher, heller Punkt erscheint. Die Blase weist im Bereich von 1,3 Millimetern Wellenlänge komplexe Strukturen auf. Mit ALMA war es möglich, die Bewegungen von Molekülen in der Blase mithilfe des Dopplereffekts zu beobachten. Es zeigte sich, dass sich die Blase weiterhin rasch ausdehnt.
Rechnet man anhand der Ausdehnungsrate auf den Beginn ihrer Entstehung zurück, so ergibt sich ein Zeitraum von 4000 Jahren, an dem sie von DFK 52 ausgestoßen wurde. Die Blase enthält rund eine Sonnenmasse und stellt etwa 10 bis 15 Prozent der ursprünglichen Masse des roten Überriesen dar.
Aber wie konnte sie entstehen? Das Team um Siebert vermutet, dass sich vor 4000 Jahren eine Explosion oder eine kurzlebige Phase eines extremen Sternwinds auf DFK 52 ereignete. Rote Überriesen sind für ihre starken Sternwinde bekannt, aber sie stoßen in so kurzer Zeit normalerweise nicht solche Materiemengen aus.
Möglicherweise hat DFK 52 einen engen, nicht sichtbaren Begleitstern, der mit seiner Schwerkraft dabei half, die äußeren Hüllen des Riesensterns abzuwerfen. Doch es bleibt rätselhaft, wie DFK 52 dies überleben konnte, ohne dabei in einer mächtigen Supernova-Explosion zu vergehen. Dieses Schicksal steht ihm auf jeden Fall bevor, denn der rote Überriese ist schon so weit in seiner Entwicklung fortgeschritten, dass er aus astronomischer Sicht sehr bald explodieren wird. Sollte dies gerade geschehen sein, würden wir davon erst in 19 000 Jahren erfahren, da das Licht der Explosion so lange für den Weg zu uns benötigt.
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