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Right Livelihood Award: Alternative Nobelpreise für Graswurzelaktivisten

Sie würden zeigen, welche Kraft sich entwickelt, wenn sich Menschen organisieren. In Kamerun, Russland, Kanada und Indien sind die in diesem Jahr Geehrten politisch aktiv.
Freda Huson ist eine der Preisträgerinnen in diesem Jahr

Sie mobilisieren ganze Gemeinschaften zum Kampf für Menschenrechte und die Umwelt: Die alternativen Nobelpreise gehen in diesem Jahr an drei Aktivistinnen und Aktivisten aus Kamerun, Russland und Kanada sowie eine Umweltschutzorganisation aus Indien. Marthe Wandou, Wladimir Sliwjak, Freda Huson und die Legal Initiative for Forest and Environment (Life) werden in diesem Jahr für ihren jeweiligen Einsatz für Frauen- und Mädchenrechte, den Klima- und Umweltschutz sowie die Rechte von Ureinwohnern ausgezeichnet. Das gab die Right-Livelihood-Stiftung, die die Auszeichnung alljährlich vergibt, am Mittwoch in Stockholm bekannt.

Die diesjährigen Preisträger seien unerschrockene Mobilisiererinnen und Mobilisierer, die zeigten, was Graswurzelbewegungen bewirken könnten, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Angesichts der Klima- und Umweltkrise, von Gewalt und eklatanten Menschenrechtsverletzungen setzten sie sich durch Solidarität und gezielte Organisation lokaler Gemeinschaften erfolgreich für eine bessere Zukunft ein.

Die vier Preisträgerinnen und Preisträger | Von links oben im Uhrzeigersinn: Marthe Wandou (Kamerun), Wladimir Sliwjak (Russland), Legal Initiative for Forest and Environment (Indien) und Freda Huson (Volk der Wet’suwet’en, Kanada)

Die Juristin Marthe Wandou aus Kamerun wird dafür ausgezeichnet, dass sie in ihrer Heimat angesichts von terroristischen Übergriffen und geschlechtsspezifischer Gewalt ein Modell des gemeindebasierten Kinderschutzes geschaffen hat. Der russische Umweltschützer Wladimir Sliwjak bekommt den Preis dafür, dass er den Widerstand der Zivilgesellschaft gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland gestärkt hat.

Die Kanadierin Freda Huson wiederum erhält die Auszeichnung für ihren furchtlosen Einsatz bei der Rückeroberung der Kultur ihres Volkes, der indigenen Wet'suwet'en, bei der es auch um die Verteidigung von Land gegen Pipeline-Projekte geht. Die Legal Initiative for Forest and Environment (Rechtsinitiative für Wald und Umwelt) wird für ihre juristische Arbeit geehrt, mit der sie lokalen indischen Gemeinden dabei hilft, ihre Naturressourcen zu schützen.

Die Power des Sich-Organisierens

»Ihr wichtigster gemeinsamer Nenner ist, dass sie andere Menschen mobilisieren und dazu ermutigen, für die eigenen Rechte und Ideen einzustehen und sich zu organisieren«, sagte von Uexküll der Deutschen Presse-Agentur. Die diesjährigen Preisträger zeigten die Power, die von Menschen ausgehen könne, wenn sie sich organisierten – selbst gegen Terroristen oder die schlimmsten Verursacher des Klimawandels.

Der seit 1980 verliehene Preis heißt offiziell Right Livelihood Award, ist gemeinhin aber als alternativer Nobelpreis bekannt. Die Right-Livelihood-Stiftung ehrt damit alljährlich Vorkämpfer für Menschenrechte, Umwelt und Frieden. Die Auszeichnung steht dabei in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen, deren Preisträger ab Montag in Stockholm und Oslo verkündet werden.

Neben einem Preisgeld in Höhe von einer Million schwedischen Kronen (rund 98 500 Euro) erhält jeder Preisträger auch langjährige Unterstützung durch die Stiftung. Geehrt werden die Ausgezeichneten am 1. Dezember im Rahmen einer Live-Veranstaltung in Stockholm. »Wir rechnen zurzeit damit, dass alle kommen können«, sagte von Uexküll der dpa mit Blick auf die derzeitige Pandemielage.

In diesem Jahr sind 206 Persönlichkeiten und Organisationen aus insgesamt 89 Ländern für den Preis nominiert gewesen. Die Right-Livelihood-Stiftung ist bekannt dafür, häufig diejenigen auszuzeichnen, die nicht im Rampenlicht stehen. Gelegentlich waren aber auch sehr prominente Namen unter den Preisträgerinnen und Preisträgern gewesen, etwa die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren 1994, der US-Whistleblower Edward Snowden 2014 oder Klimaaktivistin Greta Thunberg vor zwei Jahren.

»Es ist nicht unser Auswahlkriterium, ob jemand bekannt oder unbekannt ist«, sagte der gebürtige Hamburger von Uexküll. Manche Preisträger seien in ihren Regionen und Themenfeldern bereits sehr bekannt – während man in Deutschland noch nie von ihnen gehört habe. (jad)

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