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News: Ringförmige Erinnerungen an einen früheren Besucher

Seit Jahren rätseln Astronomen über so manche Eigenheiten der Staubscheibe um den Stern Beta Pictoris. Warum ist sie so dicht? Warum ist sie so groß? Und warum ist sie auf der einen Seite länger und dünner als auf der anderen? Verdichtete Staubklumpen auf der länger ausgezogenen Seite und eine Computersimulation deuten auf denselben Hintergrund: Ein nah vorbeiziehender Stern hat dort alles durcheinander gewirbelt und aus der gleichförmigen Scheibe eine Ansammlung von Ringen gemacht.
Staubscheiben um Sterne sind die Geburtstube neuer Planeten. Nach und nach verdichtet sich lokal die Materie und ein neuer Himmelskörper entsteht. Auch der Stern Beta Pictoris ist von einer solchen Staubscheibe umgeben. Sie weist aber einige Besonderheiten auf, über die Astronomen nun schon seit der Entdeckung 1983 rätseln. Die Scheibe enthält nämlich wesentlich mehr Staubkörnchen als jedes andere vergleichbare System. Und sie ist nicht gleichförmig rund, sondern auf der einen Seite um zwanzig Prozent länger und dünner als auf der anderen Seite. Bisher vermuteten Wissenschaftler unter anderem, die Verzerrung könnte durch große Planeten oder vorbeiziehende Sterne verursacht sein.

Astronomen um Paul Kalas vom Space Telescope Science Institute durchforschten nun sorgfältigst Archivdaten von Beta Pictoris, die das Hubble Space Telescope und verschiedene erdgebundene Teleskope in den letzten zehn Jahren aufgenommen hatten. Versteckt in der dichtesten Region der Scheibe, aber nur auf der länger ausgezogenen Seite, entdeckten sie Staubansammlungen, die wie Klumpen in der umgebenden Materie liegen. Die Forscher vermuteten, daß es sich dabei in der Aufsicht um Ringe handeln könnte, die wahrscheinlich sehr stark elliptisch sind, da sie nur auf der einer Seite auftreten. Da Beta-Pictoris uns seine Staubscheibe nur von der Seite präsentiert, konnten diese Annahmen nicht direkt durch Beobachtungen überprüft werden.

Darum speisten die Forscher mit ihren Daten eine Computersimulation, in der eine ruhende Staubscheibe mit einer Million Testteilchen einen virtuellen Stern umkreist. Anschließend ließen sie einen Stern so nah vorbeiziehen, daß es fast zu einer Kollision kam. In der Simulation veränderte der wandernde Stern die Bahn jedes einzelnen Teilchens, und 100 000 Jahre nach der Beinahe-Katastrophe hatte sich ein elliptischer Ring gebildet. Im Modell zeigte sich auch die bisher rätselhafte 20-prozentige Asymmetrie in den Längen der beiden Seiten.

Die Wissenschaftler, die ihre überraschenden Ergebnisse am 15. Januar 2000 auf einer Tagung der American Astronomical Society vorstellten (Abstract), sind nun auf der Suche nach dem mutmaßlichen Stern, der diese Störung verursacht haben könnte. Den Simulationen zufolge betrug seine Masse wahrscheinlich nur einen Bruchteil von der unserer Sonne. Im Umkreis von Beta Pictoris gibt es dafür dann immerhin 186 Kandidaten.

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