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Medikamente: Risiken von Vioxx waren schon im Jahr 2000 abzusehen

Ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko bei Einnahme des Schmerzmittels Vioxx zeichnete sich bereits im Jahr 2000 in mehreren Studien deutlich ab. Schon damals hätte der Hersteller Merck das Präparat zurückziehen müssen, kritisieren Wissenschaftler der Universität Bern. Das Pharmaunternehmen hatte Vioxx am 30. September 2004 vom Markt genommen, nachdem eine relativ kleine Studie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Einnahme des COX-2-Hemmers ergeben hatte.

Ein Forscherteam um Peter Jüni und Matthias Egger hatte Daten von über 20 000 Patienten aus 29 Studien übergreifend analysiert. Bereits Ende des Jahres 2000 waren 41 von insgesamt 52 Herzinfarkten unter der Einnahme von Vioxx aufgetreten, ein signifikanter Unterschied zu anderen Medikamenten, der hellhörig hätte machen müssen. Jüni, Egger und ihre Kollegen kritisieren dabei insbesondere den Umgang mit den Ergebnissen der so genannten Vigor-Studie, in der sich bereits deutlich ein höheres Infarktrisiko bei Vioxx-Patienten gezeigt hatte. Die Studienleiter hatten dies aber nicht auf einen schädlichen Einfluss des Merck-Präparats zurückgeführt, sondern auf einen schützenden Effekt des damit verglichenen Medikamentes Naproxen. Überhaupt stellten die Wissenschaftler eine negativere Bewertung der Ergebnisse fest, wenn sie von unabhängigen, an der Studie nicht beteiligten Forscher erfolgte. Das Berner Team fordert daher, dass Studien zukünftig immer extern beurteilt werden sollten.

Die Wissenschaftler fanden auch keinen Hinweis, dass ein erhöhtes Risiko nur bestehe, wenn das Medikament länger als 18 Monate eingenommen werde. Dies hatte Merck beim Rückzug von Vioxx gemeldet. In der Analyse der Berner Forscher zeigte sich hingegen, dass auch bei kürzeren Einnahmezeiten ein gesteigertes Risiko für Herzinfarkte bereits zu beobachten sei.

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