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News: Roboterteleskope finden bisher kleinsten Transitplaneten

Exoplanet HAT-P-11b
Mit einem Netzwerk von drei vollautomatischen Elf-Zentimeter-Teleskopen stieß ein Forscherteam um Gaspar Bakos vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (Massachussetts) im Sternbild Schwan auf einen Exoplaneten von annähernd der Größe des Planeten Neptun. Die Forscher benutzten das HATNet, das "Hungarian-made Automated Telescope Network", für ihre Entdeckung, das im Jahr 1999 von ungarischen Astronomen in seinen Grundzügen entwickelt wurde.

Der neuentdeckte Exoplanet HAT-P-11b besitzt die 25-fache Masse unserer Erde und den 4,7-fachen Durchmesser, entsprechend rund 60 000 Kilometer. Zum Vergleich Neptun: 17 Erdmassen, 3,8-facher Erddurchmesser. Der Himmelskörper wandert bei jedem Umlauf vor seinem Mutterstern vorbei und sorgt dabei für einen Helligkeitsabfall von maximal 0,4 Prozent.

Ein Umlauf um den Zentralstern dauert 4,88 Tage, der Planet befindet sich mit 0,053 Astronomischen Einheiten (7,9 Millionen Kilometer) Abstand sehr dicht an seinem Stern, so dass seine Oberflächentemperatur rund 600 Grad Celsius beträgt. Er gehört damit zur Klasse der "heißen Neptune". Ungewöhnlich ist die hohe Exzentrizität seiner Umlaufbahn mit e = 0,2, im sonnennächsten Punkt kommt er seinem Mutterstern bis auf 6,3 Millionen Kilometer nahe, im sonnenfernsten steht er rund 9,5 Millionen Kilometer entfernt.

Beim Zentralstern handelt es sich um einen Zwergstern des Spektraltyps K4 mit 0,8 Sonnenmassen und 75 Prozent des Sonnendurchmessers (1,05 Millionen Kilometer). Er ist rund 120 Lichtjahre von uns entfernt. Seine Oberflächentemperatur liegt bei 4500 Grad Celsius, rund 1000 Grad niedriger als bei der Sonne. Er leuchtet daher in einem deutlich röteren Farbton.

Mit seinem Durchmesser von 60 000 Kilometern ist HAT-P-11b der bislang kleinste bekannte Transitplanet. Bei den meisten der 55 derzeit bekannten Transitplaneten handelt es sich häufig um Himmelskörper von der Größe des Jupiter (142 700 Kilometer) oder mehr.

Nun möchten die Forscher das System HAT-P-11 mit dem Radialgeschwindigkeitsverfahren genauer untersuchen, um die Masse des Exoplaneten noch präziser zu ermitteln. Dabei nutzen sie den Umstand, das Stern und Planet ihr gemeinsames Massenzentrum umlaufen. So nähert sich uns der Stern während eines Umlaufs periodisch, um dann wieder von uns wegzuweichen. Beobachtet man dabei das Spektrum des Sterns mit einem hochauflösenden Spektrografen, so lassen sich diese Geschwindigkeitsänderungen messen. Daraus lässt sich dann auf die Masse des Begleiters schließen.

Außerdem hat das Forscherteam Hinweise auf einen weiteren Planeten im System HAT-P-11, aber die Astronomen benötigen noch genauere Radialgschwindigkeitsmessungen, um ihn zu bestätigen und seine grundlegenden Eigenschaften zu bestimmen.

Tilmann Althaus

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