Antike: Römer verursachten europaweite Luftverschmutzung
Ein Eisbohrkern aus den französischen Alpen zeigt, dass die Römer in nahezu industriellem Maßstab Blei verarbeiteten: Zwischen etwa 350 v. Chr. und 175 n. Chr. stieg dadurch die Bleikonzentration in der Luft teilweise um das Zehnfache gegenüber dem Ausgangswert an. Mit dem Ende des Römischen Reichs sank auch die Bleikonzentration wieder ab. Erst zu Zeiten der industriellen Revolution erreichte sie wieder die antiken Werte.
Den Zeitverlauf der atmosphärischen Bleikonzentration rekonstruierte ein Forscherteam um Susanne Preunkert von der Université Grenoble Alpes anhand eines Bohrkerns vom Col du Dome im Mont-Blanc-Massiv, dessen älteste Schichten 5000 Jahre alt waren. Die Auswertung im Fachmagazin »Geophysical Research Letters« zeigte zwei markante Ausschläge nach oben, die in die römische Antike datieren. Die erste Spitze dürfte mit dem Aufblühen der römischen Republik in der Zeit um 250 v. Chr. zusammenfallen. Die zweite Spitze bestimmen die Forscher auf die Zeit um 120 nach der Zeitenwende – sie hängt mutmaßlich mit der Ausdehnung des römischen Kaiserreichs auf den europäischen Kontinent zusammen. Die geringsten atmosphärischen Bleikonzentrationen haben die Römer laut der Studie während den Bürgerkriegswirren zwischen etwa 130 und 30 v. Chr. erzeugt.
Das Ende des Römischen Reichs schlug sich auch in einem Rückgang der atmosphärischen Bleikonzentration nieder. Aus früheren Studien ist bekannt, dass das allgemein niedrige Niveau im sich anschließenden Mittelalter Ende des 14. Jahrhunderts nochmals drastisch absank: Zu Zeiten des Schwarzen Tods erreichte es nahezu null.
Blei – und in geringerem Maß Antimon – wird bei der Gewinnung und dem Schmelzen von Bleierzen frei. Es gilt als potentes Umweltgift und ist bereits in geringen Konzentrationen für den menschlichen Körper schädlich. Weil es vergleichsweise einfach zu verarbeiten ist, wurde es von den Römern insbesondere für Wasserleitungen eingesetzt.
Für noch extremere Bleiwerte in der Umgebungsluft sorgten die bleihaltigen Kraftstoffe der Jahre nach 1950 bis in die späten 1980er Jahre. Stieg die Konzentration bei den Römern noch um das Zehnfache gegenüber vorrömischen Zeiten, lag sie im 20. Jahrhundert um das 50- bis 100-Fache über dem natürlichen Wert.
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