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News: Röntgennebelleuchten

Kollidierende stellare Winde sind wahrscheinlich eine der lang gesuchten Energiequellen unserer Galaxie, die interstellare Materie zur Lichtemission anregen. Dies belegen zumindest Untersuchungen mit dem Röntgenteleskop Chandra am Rosetta-Nebel: Denn hier konnten die Wissenschaftler Röntgenstrahlung nachweisen, die offenbar nur von dem durch Aufprall stark erhitzten Gas stammen kann.
Seit der Erfindung des Teleskops vor einigen hundert Jahren fasziniert der Rosetta-Nebel im Sternbild des Einhorns seine Beobachter. Denn sein farbiges Leuchten, das von ionisiertem Wasserstoff stammt, ist trotz einer Entfernung von etwa 5000 Lichtjahren selbst mit kleinen Amateurteleskopen noch gut zu erkennen.

Die Forschergruppe um Leisa Townsley von der Pennsylvania State University interessierte sich indes für einen anderen, energiereicheren Teil des elektromagnetischen Spektrums: den Bereich der Röntgenstrahlung. Einen derartigen Schein im Nebel konnten die Wissenschaftler nun mithilfe des Röntgenteleskops Chandra getrennt von der Emission der dortigen Sterne beobachten. Damit fanden sie nicht nur heraus, dass dort die interstellare Materie offensichtlich viel heißer ist als ursprünglich angenommen, sie klärten auch gleich, wohin die Energie der stellaren Winde verschwindet.

Denn im Zentrum der mit jungen Sternen nahezu übersäten Region befinden sich einige sehr schwere und heiße Sterne der Spektralklassen O und B. Diese sind von Hunderten kleinerer Sterne und von den Resten der Staub- und Gasmassen umgeben, aus denen sie einst hervorgingen. Die stellaren Winde der großen Sterne treffen mit ungeheuren Geschwindigkeiten auf dieses kalte Gas der Molekularwolke. Dabei heizen sich ungefähr dreitausend Kubiklichtjahre Gas im Zentrum der Galaxie auf bis zu sechs Millionen Grad Celsius auf und emittieren aufgrund dieser extrem hohen Temperatur Röntgenstrahlung.

Für ihre Untersuchung kombinierten die Wissenschaftler vier mit Chandra entstandene Bilder zu einer Art Röntgenpanorama des Rosetta-Nebels, das einen Streifen von etwa einhundert Lichtjahren Länge zeigt. Durch die im Vergleich zu älteren Geräten bessere Auflösung des Teleskops konnten die Forscher nun Hunderte einzelner Röntgenquellen und die diffuse Strahlung, deren Ursache vorher unklar war, voneinander unterscheiden.

Den diffusen Schein konnten sie untersuchen, indem sie die Strahlung der Sterne sozusagen von der Gesamtstrahlung subtrahierten und nur noch betrachteten, was übrig blieb. Da der Rosetta-Nebel vergleichsweise jung ist, erscheint es eher unwahrscheinlich, dass die Reststrahlung von den Überresten einer Supernova stammt. Sie muss vielmehr damit zusammenhängen, wie die Sonnenwinde der Sterne der O- und B-Klasse ihre Energie an das Gas abgeben. Townsley geht davon aus, dass ähnliche Prozesse auch den Röntgenschein anderer Gebiete der Galaxis, in denen Sterne geboren werden, hervorrufen und sie eine der lang gesuchten Energiequellen der interstellaren Materie darstellen.

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