Sonne aktuell: Nach starkem Beginn etwas ruhiger

In den zurückliegenden Monaten ballten sich Fleckengruppen auf engem Raum, was zuletzt Anfang Juni gut zu beobachten war. Infolge der Sonnenrotation wurde allmählich auch die andere Seite des Tagesgestirns für uns sichtbar, die nahezu fleckenfrei war. Zudem fiel die mittlere Größe der Gruppen deutlich geringer aus, und die Häufigkeit von starken Strahlungsausbrüchen (englisch: flares) nahm merklich ab: Im Juni traten nur neun Flares der zweitstärksten Klasse M auf; wiederum gab es kein einziges Ereignis der stärksten Klasse X. Dieses Verhalten ist typisch für den Übergang vom Maximum in den Abstieg der Fleckenaktivität, der die nächsten fünf Jahre prägen wird, bis das nächste Aktivitätsminimum erreicht ist.
Die ersten Junitage warteten jedoch noch einmal mit einer großen Gruppe auf, die bereits ein längeres Vorleben hinter sich hatte: Es war bereits ihr dritter Auftritt auf der uns zugewandten Seite der Sonne (siehe »Starker Auftakt für den Sommer«). Und auch zur Monatsmitte ließ sich eine interessante Fleckengruppe beobachten (siehe »Besuch von der ISS«).
Aus einer ersten, noch vorläufigen Auswertung der Beobachtungen des Sonne-Netzes der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ergibt sich eine Aktivität auf dem Niveau der beiden Vormonate. Demnach betrug die Sonnenfleckenrelativzahl im Juni etwa R = 105,2 – nach 81,8 im Mai und einem stattlicheren Wert von 124,2 im April dieses Jahres.
Andreas Bulling, Mitglied der VdS-Fachgruppe Sonne, berechnete gleitende Mittelwerte über einen Zeitraum von 17 Monaten. Dementsprechend wurde das Aktivitätsmaximum des gegenwärtigen Zyklus in der Tat im Sommer letzten Jahres durchlaufen, nämlich im August 2024. Dieses Ergebnis stimmt recht gut mit dem Befund des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC) überein, das solare Beobachtungsdaten im belgischen Uccle international sammelt und auswertet.
Bei der Berechnung des gleitenden Mittelwerts für einen betrachteten Monat bezieht das SIDC die Relativzahlen der davorliegenden sechs Monate und der darauf folgenden sechs Monate ein, insgesamt also 13 Monate. Hierbei werden die Werte der benachbarten Monate höher gewichtet. Zwar wurde die höchste temporäre Relativzahl des gesamten Zyklus bereits im Juli 2024 registriert, aber es folgten mehrere Monate mit recht gleichmäßiger Aktivität. Je größer nun das Gewicht ist, mit dem benachbarte Monatsrelativzahlen in die Berechnung des gleitenden Mittels eingehen, umso mehr verschiebt sich unter diesen Umständen der Zeitpunkt des berechneten Maximums. Damit lieferte die Auswertung des SIDC ein etwas späteres Maximum im Oktober 2024.
Interessanterweise trat bereits im Juni 2023 ein Vormaximum auf, das von einer erhöhten Aktivität auf der Nordhalbkugel getragen wurde. Das Hauptmaximum 15 Monate darauf ging hingegen auf das Konto der Südhalbkugel, doch diese Phase ist nun vorbei. Eine ähnliche, sogar noch ausgeprägtere Asymmetrie mit zwei Maxima hatte sich übrigens schon im vorherigen Zyklus gezeigt.
Selbst wenn die Sonne nun nicht mehr täglich hochaktiv ist, so werden weiterhin viele interessante Fleckengruppen und der eine oder andere energetische Flare auf sich aufmerksam machen. Für alle, die ein kleines Fernrohr zur Sonnenbeobachtung nutzen, kann sich die Investition in einen hochwertigen, sehr schmalbandigen H-alpha-Filter lohnen, da die Chromosphäre und die sie überragenden leuchtenden Gasfilamente magnetisch strukturiert sind (siehe »Sehenswerte Protuberanzen«). Sie verändern sich auf viel kürzeren Zeitskalen als die Sonnenflecken – schon in deutlich weniger als einer Stunde. Wer jetzt in die Sonnenbeobachtung einsteigen möchte, kommt also nicht zu spät. Wertvolle Informationen für die ersten Schritte erhalten Sie auf der Website der VdS-Fachgruppe Sonne unter www.vds-sonne.de.
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