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Sonne aktuell: Nach starkem Beginn etwas ruhiger

Im Juni 2025 verhielt sich die Aktivität der Sonne ähnlich wie im Mai: Zu Beginn waren sehr aktive Bereiche zu sehen, die sich dann jedoch mit einer inaktiven Sonnenhälfte abwechselten. Die zweite Monatshälfte bot einen Mix aus größeren und kleineren Gruppen. Hierbei behielt die Nordhalbkugel die Oberhand.
Schwarz-weißes Bild von Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche. Mehrere dunkle Flecken, umgeben von helleren Bereichen, sind sichtbar. Die Struktur der Sonnenoberfläche zeigt eine körnige Textur. Keine Menschen oder Texte im Bild.
Starker Auftakt für den Sommer | Diese bereits in ihrer dritten Sonnenrotation befindliche große Fleckengruppe fotografierte Olaf Squarra am 2. Juni 2025 im Weißlicht. Er nutzte eine Kamera vom Typ Lumix GH-6 an einem Pentax-Refraktor mit 125 Millimeter Öffnung. Die Lichtdämpfung erfolgte mit einer Sonnenfilterfolie für fotografische Anwendungen.

In den zurückliegenden Monaten ballten sich Fleckengruppen auf engem Raum, was zuletzt Anfang Juni gut zu beobachten war. Infolge der Sonnenrotation wurde allmählich auch die andere Seite des Tagesgestirns für uns sichtbar, die nahezu fleckenfrei war. Zudem fiel die mittlere Größe der Gruppen deutlich geringer aus, und die Häufigkeit von starken Strahlungsausbrüchen (englisch: flares) nahm merklich ab: Im Juni traten nur neun Flares der zweitstärksten Klasse M auf; wiederum gab es kein einziges Ereignis der stärksten Klasse X. Dieses Verhalten ist typisch für den Übergang vom Maximum in den Abstieg der Fleckenaktivität, der die nächsten fünf Jahre prägen wird, bis das nächste Aktivitätsminimum erreicht ist.

Die ersten Junitage warteten jedoch noch einmal mit einer großen Gruppe auf, die bereits ein längeres Vorleben hinter sich hatte: Es war bereits ihr dritter Auftritt auf der uns zugewandten Seite der Sonne (siehe »Starker Auftakt für den Sommer«). Und auch zur Monatsmitte ließ sich eine interessante Fleckengruppe beobachten (siehe »Besuch von der ISS«).

Besuch von der ISS | Am 17. Juni 2025 war auf der Sonne eine zweite, größere Fleckengruppe zu sehen – und ein Vorübergang der Internationalen Raumstation (ISS). Diese Gelegenheit ließ sich André Müller nicht entgehen und erstellte mit seinem Meade ETX-90 und einer Nikon D 7200 in Aachen-Richterich diese Aufnahmeserie im Weißlicht. Zur Lichtdämpfung diente Sonnenfilterfolie.

Aus einer ersten, noch vorläufigen Auswertung der Beobachtungen des Sonne-Netzes der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ergibt sich eine Aktivität auf dem Niveau der beiden Vormonate. Demnach betrug die Sonnenfleckenrelativzahl im Juni etwa R = 105,2 – nach 81,8 im Mai und einem stattlicheren Wert von 124,2 im April dieses Jahres.

Andreas Bulling, Mitglied der VdS-Fachgruppe Sonne, berechnete gleitende Mittelwerte über einen Zeitraum von 17 Monaten. Dementsprechend wurde das Aktivitätsmaximum des gegenwärtigen Zyklus in der Tat im Sommer letzten Jahres durchlaufen, nämlich im August 2024. Dieses Ergebnis stimmt recht gut mit dem Befund des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC) überein, das solare Beobachtungsdaten im belgischen Uccle international sammelt und auswertet.

Bei der Berechnung des gleitenden Mittelwerts für einen betrachteten Monat bezieht das SIDC die Relativzahlen der davorliegenden sechs Monate und der darauf folgenden sechs Monate ein, insgesamt also 13 Monate. Hierbei werden die Werte der benachbarten Monate höher gewichtet. Zwar wurde die höchste temporäre Relativzahl des gesamten Zyklus bereits im Juli 2024 registriert, aber es folgten mehrere Monate mit recht gleichmäßiger Aktivität. Je größer nun das Gewicht ist, mit dem benachbarte Monatsrelativzahlen in die Berechnung des gleitenden Mittels eingehen, umso mehr verschiebt sich unter diesen Umständen der Zeitpunkt des berechneten Maximums. Damit lieferte die Auswertung des SIDC ein etwas späteres Maximum im Oktober 2024.

Interessanterweise trat bereits im Juni 2023 ein Vormaximum auf, das von einer erhöhten Aktivität auf der Nordhalbkugel getragen wurde. Das Hauptmaximum 15 Monate darauf ging hingegen auf das Konto der Südhalbkugel, doch diese Phase ist nun vorbei. Eine ähnliche, sogar noch ausgeprägtere Asymmetrie mit zwei Maxima hatte sich übrigens schon im vorherigen Zyklus gezeigt.

Sehenswerte Protuberanzen | Diese schönen Filamente aus leuchtendem Gas, die eine interessant strukturierte Chromosphäre überragten, fotografierte Volker Witt am 28. Juni 2025 mit seinem 100-Millimeter-Refraktor (f/7), den er auf 80 Millimeter abgeblendet hatte, mit einer effektiven Brennweite von 3,1 Metern. Zum Einsatz kam ein H-alpha-Filter vom Typ DayStar Quark.

Selbst wenn die Sonne nun nicht mehr täglich hochaktiv ist, so werden weiterhin viele interessante Fleckengruppen und der eine oder andere energetische Flare auf sich aufmerksam machen. Für alle, die ein kleines Fernrohr zur Sonnenbeobachtung nutzen, kann sich die Investition in einen hochwertigen, sehr schmalbandigen H-alpha-Filter lohnen, da die Chromosphäre und die sie überragenden leuchtenden Gasfilamente magnetisch strukturiert sind (siehe »Sehenswerte Protuberanzen«). Sie verändern sich auf viel kürzeren Zeitskalen als die Sonnenflecken – schon in deutlich weniger als einer Stunde. Wer jetzt in die Sonnenbeobachtung einsteigen möchte, kommt also nicht zu spät. Wertvolle Informationen für die ersten Schritte erhalten Sie auf der Website der VdS-Fachgruppe Sonne unter www.vds-sonne.de.

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten wird die Sonnenaktivität leicht abnehmen. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

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