Direkt zum Inhalt

Sonne aktuell: Großer Auftakt der Aktivität

Im Mai präsentierte uns die Sonne zwei verschiedene Gesichter: beeindruckende Fleckengruppen zu Beginn und Ende des Monats und eine geringere Aktivität dazwischen. Jedoch sorgte eine große Fleckengruppe, die schon im April sichtbar gewesen war, für einen schönen Auftakt. Zum Monatsende erschien sie infolge der Sonnenrotation erneut.
Eine Sonnenprotuberanz erstreckt sich über den Sonnenrand hinweg.
Protuberanz dreidimensional | Am 14. Mai 2025 fotografierte Enrico Enzmann eine Protuberanz, die sich bogenförmig über den sichtbaren Sonnenrand hinaus erstreckte, wobei sich ihre räumliche Struktur verriet. Für die Sonnenbeobachtung wurde die Öffnung des genutzten Spiegelteleskops von einem Meter deutlich reduziert. Die Aufnahme erfolgte im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha mit einer Astrokamera des Typs ZWO ASI 432MM.

Die Sonnenaktivität zeigte im Mai 2025 ein Auf und Ab, was sich in einer schwankenden Fleckentätigkeit niederschlug. Doch auch die auf den gesamten Monat bezogene Relativzahl R sorgte für Aufmerksamkeit. Die Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte einen vorläufigen Wert von R = 81. Er lag deutlich unterhalb des moderat hohen Niveaus der Vormonate: 124,2 im April und 133,9 im März 2025. Trotz dieses Rückgangs lohnte sich die regelmäßige Beobachtung des Tagesgestirns, denn in der ersten Maiwoche zog ein großer Fleck, der bereits im Vormonat sichtbar gewesen war, die Blicke auf sich. Er hatte seine stürmische Wachstumsphase zwar hinter sich, blieb aber sehr stabil, mit einer riesigen Penumbra (siehe »Stolzer Rückkehrer«). Anschließend erschienen knapp zwei Wochen lang nur kleinere Gruppen – ein Vorgeschmack auf den beginnenden Abschwung der Sonnenaktivität bis zum nächsten Minimum in etwa fünf Jahren.

Stolzer Rückkehrer | Am 1. Mai 2025 nahm Ernst Elgass den am Ostrand der Sonne erneut erscheinenden großen Fleck des Vormonats auf (oben). Er nutzte den Refraktor der Volkssternwarte München mit einem Objektivdurchmesser von rund 18 Zentimetern sowie eine Astrokamera des Typs DMK 41. Olaf Squarra fotografierte die riesige Fleckengruppe am 5. Mai (unten). Zum Einsatz kam ein Pentax-Refraktor 125 SDP mit Solarfolie an einer Kamera des Typs Panasonic Lumix GH6.

Dank der Sonnenrotation wurde in der letzten Maiwoche das aktive Gebiet vom Monatsanfang wieder sichtbar. Zum zweiten Mal erschien der große Fleck am Ostrand der Sonnenscheibe. Doch hierbei gab es gleich mehrere Überraschungen: Das bipolare Magnetfeld der Region hatte sich zweigeteilt, und ein Bogen wich nordwärts aus. Dieser neue Bogen magnetischer Feldlinien konnte die Fleckengruppe offensichtlich reaktivieren. Und auf der Südhalbkugel gesellte sich ein weiterer großer Fleck hinzu (siehe »In guter Gesellschaft«). Zudem erschienen am letzten Tag des Monats zwei neue Gruppen.

In guter Gesellschaft | Dieses Übersichtsfoto der Sonne vom 29. Mai 2025 zeigt die Wiederkehr der großen Fleckengruppe mit aufgeflammter Aktivität sowie eine weitere kräftige Gruppe südlich von ihr. Heiko Ulbricht nutzte für diese Aufnahme ein Maksutow-Newton-Teleskop mit 150 Millimeter Öffnung (f/6) und eine Canon EOS 6D. Aus einer langen Belichtungsserie wurde etwa ein Dutzend der schärfsten Fotos überlagert.

Die Zunahme der Aktivität zum Monatsende manifestierte sich in zehn Strahlungsausbrüchen (englisch: flares) der zweitstärksten Klasse M, die allein in diesen letzten sieben Tagen auftraten. Insgesamt brachte die Sonne im Mai immerhin 17 Flares der Klasse M hervor. Diese nicht gerade geringe Zahl steht ein wenig im Gegensatz zur Abnahme der Sonnenfleckenrelativzahl, aber diese beiden Erscheinungsformen der Aktivität liegen zeitlich oft etwas auseinander. Zu einer Eruption der stärksten Klasse X kam es auch in diesem Monat wieder nicht.

Flare-Ereignisse sollten nicht mit Protuberanzen verwechselt werden. Letztere sind eher statische Erscheinungen: lange Bögen leuchtenden Gases, die sich auf ruhige Magnetfelder stützen. Sie zeigen sich eindrucksvoll im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha. Treten sie über dem Sonnenrand auf, bezeichnen wir sie als Protuberanzen; vor dem hellen Hintergrund der Sonnenscheibe und ihrer Chromosphäre zeigen sie sich hingegen als dunkle Filamente. Mit etwas Glück lässt sich in der Nähe des Sonnenrands der Übergang von der einen zur anderen Erscheinungsform beobachten (siehe »Protuberanz dreidimensional«). Wenngleich das Geschehen auf der Sonne in der einen oder anderen Woche nachlässt, so lohnt es sich dennoch, die Entwicklungen auf unserem Zentralgestirn genau zu verfolgen, denn es sind weiterhin sehenswerte Überraschungen dabei!

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten wird die Sonnenaktivität leicht abnehmen. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.