Sonne aktuell: Großer Auftakt der Aktivität

Die Sonnenaktivität zeigte im Mai 2025 ein Auf und Ab, was sich in einer schwankenden Fleckentätigkeit niederschlug. Doch auch die auf den gesamten Monat bezogene Relativzahl R sorgte für Aufmerksamkeit. Die Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) ermittelte einen vorläufigen Wert von R = 81. Er lag deutlich unterhalb des moderat hohen Niveaus der Vormonate: 124,2 im April und 133,9 im März 2025. Trotz dieses Rückgangs lohnte sich die regelmäßige Beobachtung des Tagesgestirns, denn in der ersten Maiwoche zog ein großer Fleck, der bereits im Vormonat sichtbar gewesen war, die Blicke auf sich. Er hatte seine stürmische Wachstumsphase zwar hinter sich, blieb aber sehr stabil, mit einer riesigen Penumbra (siehe »Stolzer Rückkehrer«). Anschließend erschienen knapp zwei Wochen lang nur kleinere Gruppen – ein Vorgeschmack auf den beginnenden Abschwung der Sonnenaktivität bis zum nächsten Minimum in etwa fünf Jahren.
Dank der Sonnenrotation wurde in der letzten Maiwoche das aktive Gebiet vom Monatsanfang wieder sichtbar. Zum zweiten Mal erschien der große Fleck am Ostrand der Sonnenscheibe. Doch hierbei gab es gleich mehrere Überraschungen: Das bipolare Magnetfeld der Region hatte sich zweigeteilt, und ein Bogen wich nordwärts aus. Dieser neue Bogen magnetischer Feldlinien konnte die Fleckengruppe offensichtlich reaktivieren. Und auf der Südhalbkugel gesellte sich ein weiterer großer Fleck hinzu (siehe »In guter Gesellschaft«). Zudem erschienen am letzten Tag des Monats zwei neue Gruppen.
Die Zunahme der Aktivität zum Monatsende manifestierte sich in zehn Strahlungsausbrüchen (englisch: flares) der zweitstärksten Klasse M, die allein in diesen letzten sieben Tagen auftraten. Insgesamt brachte die Sonne im Mai immerhin 17 Flares der Klasse M hervor. Diese nicht gerade geringe Zahl steht ein wenig im Gegensatz zur Abnahme der Sonnenfleckenrelativzahl, aber diese beiden Erscheinungsformen der Aktivität liegen zeitlich oft etwas auseinander. Zu einer Eruption der stärksten Klasse X kam es auch in diesem Monat wieder nicht.
Flare-Ereignisse sollten nicht mit Protuberanzen verwechselt werden. Letztere sind eher statische Erscheinungen: lange Bögen leuchtenden Gases, die sich auf ruhige Magnetfelder stützen. Sie zeigen sich eindrucksvoll im Spektralbereich der roten Wasserstofflinie H-alpha. Treten sie über dem Sonnenrand auf, bezeichnen wir sie als Protuberanzen; vor dem hellen Hintergrund der Sonnenscheibe und ihrer Chromosphäre zeigen sie sich hingegen als dunkle Filamente. Mit etwas Glück lässt sich in der Nähe des Sonnenrands der Übergang von der einen zur anderen Erscheinungsform beobachten (siehe »Protuberanz dreidimensional«). Wenngleich das Geschehen auf der Sonne in der einen oder anderen Woche nachlässt, so lohnt es sich dennoch, die Entwicklungen auf unserem Zentralgestirn genau zu verfolgen, denn es sind weiterhin sehenswerte Überraschungen dabei!
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