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Forschungspolitik: Rückschlag für Open-Access-Initiative in Großbritannien

Journals
Die Regierung Großbritanniens hat sich dagegen ausgesprochen, so genannte Open-Access-Modelle zur Publikation von wissenschaftlichen Ergebnissen stärker voranzutreiben. Sie widersprach damit einer Empfehlung, die von einem britischen parlamentarischen Wissenschafts- und Technologieausschuss im Sommer abgegeben worden war.

Bei Open-Access-Veröffentlichungen werden die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien von den Forschern bei Publikationsplattformen eingereicht, welche die Resultate dann – üblicherweise nach einer wissenschaftlichen Begutachtung – kostenfrei der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zu diesem Zweck sollte nach Vorstellung des Ausschusses eine nationale britische Plattform geschaffen werden. Befürworter halten dieses Modell für zeitsparend. Außerdem sichere dies den öffentlichen und akademischen Zugang zu Wissen, welchen sie durch die hohen Preise der Journals für zunehmend gefährdet halten. Viele Bibliotheken, so ihre Befürchtung, könnten sich ein Abonnement der wichtigsten Blätter in Zeiten knapper Kassen nicht mehr leisten.

Eines von verschiedenen im Raum stehenden Open-Access-Modellen sah zudem vor, den Preis für eine Veröffentlichung von den Wissenschaftlern selbst oder ihren Institutionen einzufordern. Dies sollte insbesondere dann gelten, wenn die Forscher ihre Arbeit unterstützt von öffentlichen Mittel durchgeführt haben. Dieses Modell ist nun besonders kritisiert worden.

Die britische Akademie der Wissenschaften, die Royal Society, schloss sich der ablehnenden Haltung der Regierung an. In einer Stellungnahme hob die Society insbesondere die gehobene Qualitätskontrolle der traditionellen Journals hervor. Zugleich warnte sie davor, dass die vorgeschlagenen Open-Access-Modelle dazu führen könnten, dass nur öffentlich geförderte Forscher auch in der von Steuergeldern finanzierten Datenbank publizieren würden.

Die ablehnende Haltung der britischen Regierung muss keine Konsequenzen auf die Zukunft von Open-Access-Modellen in Großbritannien haben, denn die Entscheidung über eine mögliche Änderung der Publikationsempfehlungen liegt in der Verantwortung des mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG vergleichbaren Research Councils UK. Die Vereinigung könnte den ursprünglichen Empfehlungen auch gegen den Rat der Regierung folgen. Ähnliches geschieht derzeit in den USA, wo die staatliche Gesundheitsbehörde einen analogen Vorschlag derzeit umsetzt, ohne eine gesetzliche Vorgabe von Senat und Kongress abzuwarten.

In Deutschland haben sich im Oktober 2003 namhafte Forschungseinrichtungen in der "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" für eine offene Veröffentlichungspolitik von Forschungsergebnissen ausgesprochen. Die Unterzeichner der Erklärung, unter anderem die Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Hochschulrektorenkonferenz sowie der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, möchten damit einen möglichst freien Zugang zu wissenschaftlichen Arbeitsergebnissen erreichen. In Nordrhein-Westfalen begann im Sommer eine vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützte Open-Access-Initiative mit dem Auf- und Ausbau elektronischer Fachzeitschriften.

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