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Der Sternenhimmel des Monats: Rundgang am Sommerhimmel

Die sommerliche Milchstraße spannt sich jetzt hoch über uns und beschert uns reichlich mit interessanten Objekten wie offenen Sternhaufen, Kugelsternhaufen, Planetarischen Nebeln, großen Emissionsnebeln und einem alten Supernova-Überrest!
Sternenhimmel
Der Sternenhimmel im August 2008 | Die Ränder der Karte entspricht dem Horizont, ihre Mitte dem Punkt über unseren Köpfen, dem Zenit. Auffinden eines Sternbildes: Wenn Sie zu einer der angegebenen Zeiten an den Himmel schauen, dann drehen Sie die Karte so, dass sich die Himmelsrichtung, in die Sie gerade blicken, unten befindet. Nun entspricht der Himmelsanblick demjenigen der Karte. Beispiel: Beim Blick in Richtung Norden sollte etwa auf halber Höhe zwischen dem Horizont und dem Zenit der Polarstern und unweit davon der Große Wagen, ein Teil des Sternbilds Großer Bär, sichtbar sein. Die Karte gilt für die erste Augusthälfte um 22:00 MESZ, in der zweiten Hälfte des Monats für 21:00 Uhr MESZ. Sie sind auch für andere Zeiten geeignet, jedoch weicht der dann beobachtbare Himmelsausschnitt mehr oder weniger von den Karten ab.
Mit Messier 39 und dem Nordamerikanebel sind sehenswerte Objekte des Sommerhimmels – vor allem für die Beobachtung des Zweitgenannten benötigen Sie einen dunklen Himmel. Aber auch der städtische Beobachter kommt in dieser Jahreszeit voll auf seine Kosten: Schon für ein mittleres Teleskop finden sich in der Sommermilchstraße eine große Zahl kompakter, flächenheller Objekte, die sich gegen einen etwas aufgehellten Himmel noch gut durchsetzen, oder deren Kontrast (wie bei den Planetarischen Nebeln) mit einem schmalbandigen Filter stark gesteigert werden kann. Schon vor Ende der Dämmerung lässt sich in der Leier der als "Ringnebel" bekannte, nur 1,3 Bogenminuten große, aber (mit 9 mag) sehr flächenhelle Planetarische Nebel Messier 57 beobachten. Teleskope mit Öffnungen ab 15 Zentimetern zeigen M 57 als leicht ovalen Ring, der bei hohen Vergrößerungen, entsprechend etwa der Millimeterzahl der Teleskopöffnung, am besten zu sehen ist.

Sternleiche M 57 | Wenn ein etwa sonnenähnlicher Stern stirbt, stößt er seine äußeren Schichten ab. Sie umgeben den ausgebrannten Rumpfstern, der noch lange Zeit benötigt, um auszukühlen. Solange die Gasmassen nicht zu weit entfernt sind, werden sie noch von der Reststrahlung des Sterns zum Fluoreszieren angeregt. Der Ringnebel in der Leier (M57) ist der bekannteste Vertreter dieser Planetarischen Nebel. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie in den frühen Teleskopen an die Scheibchen von Planeten erinnerten – mit Planeten haben sie jedoch nichts zu tun.
Der nächsthellere Planetarische Nebel, Messier 27, steht etwas weniger hoch am Himmel, im Sternbild Füchschen (lateinisch Vulpecula) etwas nördlich des Pfeils. Wegen seiner auffälligen Form ist dieser Planetarische Nebel als der "Hantelnebel" wohlbekannt. Bei einer Ausdehnung von 5 mal 8 Bogenminuten und einer visuellen Helligkeit von etwa 7 mag ist M 27 zwar nicht so flächenhell wie M 57, aber er lässt sich noch gut aus der Stadt heraus beobachten. Ein schmalbandiger Filter macht seine hantelförmigen Konturen auch in kleineren Teleskopen deutlich. Eine mittelhohe Vergrößerung eignet sich hierfür am besten.

Der Saturnnebel

Eine ganze Reihe kleinerer, weniger bekannter Planetarischer Nebel wie beispielsweise NGC 6818 und NGC 6826 warten in der Sommermilchstraße auf ihren Beobachter, der sie erst bei hoher Vergrößerung von einem Stern unterscheiden kann. Diese Beobachtungen kann auch und gerade der Besitzer einer städtischen Balkonsternwarte betreiben. Bei guter Sicht nach Süden vervollständigt der "Saturnnebel" NGC 7009 im Wassermann diese eindrucksvolle Liste. Seine elliptische Form mit zwei Spitzen an den langen Enden erinnert etwas an den Saturn mit seinem Ring – besonders jetzt, wo wir den Planeten unter einem flachen Neigungswinkel sehen.

Weitere "stadttaugliche" Objekte sind der sehr dichte und reiche offene Sternhaufen Messier 11 im Schild (Helligkeit 5,8 mag, Ausdehnung 14 Bogenminuten) und der recht helle Kugelsternhaufen Messier 15 (6,2 mag, zwölf Bogenminuten) im Pegasus. Ein Vergleich dieser zwei Objekte zeigt, trotz der Kompaktheit von M 11, sehr schön den großen Unterschied im Anblick der beiden in Struktur, Sternenzahl und Alter so verschiedenen Typen von Sternhaufen.

Sonnenfinsternis und ...

Die einzige totale Sonnenfinsternis des Jahres 2008 ist am 1. August zu beobachten. Völlig vom Mond bedeckt wird die Sonne allerdings nur in einem schmalen Streifen, der in Kanada beginnt und sich über das nördliche Grönland, die Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer, Sibirien und die westliche Mongolei bis nach China erstreckt. Wer die maximal 147 Sekunden Aufenthalt im Kernschatten des Mondes genießen möchte, muss sich also in recht entlegene Gebiete der Erde begeben. In unserer Heimat präsentiert uns die Natur die Finsternis nur partiell. Das ist zwar längst nicht so eindrucksvoll wie eine komplett "schwarze" Sonne, dafür aber völlig kostenfrei. Mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel, Süditalien und dem Peloponnes ist die partielle Finsternis in ganz Europa zu beobachten. Je weiter im Norden man sich befindet, desto größer ist der Anteil der Sonnenscheibe, der von dem vorüberziehenden Mond bedeckt wird. Für Besucher des Nordkaps in Norwegen beispielsweise wird die Sonnenscheibe zu achtzig Prozent verdeckt. Das reicht aus, das Tageslicht deutlich zu schwächen. (Einen zusätzlichen Reiz erhält diese Situation dadurch, dass die Verfinsterung am Ende der mehr als zwei Monate währenden Mitternachtssonne eintritt.) In Hamburg und Berlin werden maximal etwa zwanzig Prozent der Sonnenscheibe vom Mond abgedeckt, in Stuttgart und München sind es nur acht Prozent.

Von Berlin aus gesehen beginnt die Finsternis um 10:44 Uhr MESZ, wenn die Scheibe des dunklen Neumonds die gleißende Sonne zu berühren scheint. Im weiteren Verlauf schiebt sich der Mond über den nördlichen Teil der Sonne. Die maximale Verfinsterung wird in Berlin um 11:38 Uhr MESZ erreicht. Der Mond verdeckt dann 30 Prozent des Durchmessers der Sonnenscheibe (dieses Maß heißt "Größe der Finsternis") beziehungsweise 19 Prozent ihrer Fläche ("Abdeckung" genannt). Die partielle Finsternis endet um 12:33 Uhr MESZ, wenn sich die Scheiben von Sonne und Mond wieder trennen. Für andere Städte verschieben sich die genannten Zeiten um einige Minuten.

Wegen der relativ geringen maximalen Abdeckung der Sonnenscheibe in Deutschland nimmt die Helligkeit des Taghimmels kaum ab. Sie werden von der partiellen Finsternis wohl nichts bemerken, solange Sie nicht zu besonderen Beobachtungsmethoden greifen. Am einfachsten besorgen Sie sich im Astronomie-Fachhandel oder beim Optiker eine spezielle Sonnenfinsternisbrille. Die silbrige Folie dieser Brille lässt nur ein hunderttausendstel des Lichts durch, so dass sie mit ihr gefahrlos den Verlauf der Finsternis verfolgen können. Oder Sie projizieren das Bild der Sonne mit einem kleinen Teleskop auf ein weißes Stück Papier. Den verdunkelten Teil der Sonne können Sie dann leicht erkennen. Niemals aber dürfen Sie mit ungeschütztem Auge oder gar mit einem Fernglas direkt in die Sonne schauen – es besteht Erblindungsgefahr! Sollten Sie in der Sonnenbeobachtung unerfahren sein, wenden Sie sich bitte an einen astronomischen Verein in Ihrer Nähe.

... Mondfinsternis

Mondfinsternis im August | Die partielle Mondfinsternis vom 16. August ist diesmal das Highlight am Himmel. Bei diesem Schattenspiel tritt der Mond nicht völlig in den Kernschatten der Erde ein, sondern nur zu maximal 81 Prozent. Der nördliche Mondrand wird somit recht hell erscheinen. Der Ein- und Austritt aus dem Halbschatten ist sehr unauffällig.
Die partielle Mondfinsternis vom 16. August ist diesmal das Highlight am Himmel. Bei diesem Schattenspiel tritt der Mond nicht völlig in den Kernschatten der Erde ein, sondern nur zu maximal 81 Prozent. Der nördliche Mondrand wird somit recht hell erscheinen. Der Ein- und Austritt aus dem Halbschatten ist sehr unauffällig.

Der Lauf des Mondes

Zu Monatsanfang durchläuft der Mond gerade die Neumondphase und wäre damit unsichtbar. Dennoch können wir am 1. August zumindest einen Teil von ihm in den Blick bekommen, denn über Deutschland findet eine partielle Sonnenfinsternis statt. In Berlin verdeckt der Mond gegen 11:37 Uhr MESZ rund 20 Prozent der Sonnenscheibe, in Freiburg im Breisgau dagegen nur sechs Prozent. Erst vier Tage nach Neumond können wir unseren Trabanten am Abend des 5. August tief am westlichen Horizont erspähen, da die Ekliptik am Abendhimmel zu dieser Jahreszeit sehr flach verläuft. Am 8. August ist bereits der zunehmende Halbmond, das Erste Viertel erreicht. Zwei Tage später nähert sich der Mond Antares, dem Hauptstern des Skorpion, bis auf 1,25 Grad an. Am 13. August finden wir den Erdtrabanten in Begleitung von Jupiter. Am 16. ist Vollmond und an diesem Abend ereignet sich eine partielle Mondfinsternis, die sich von Mitteleuropa aus gut verfolgen lässt. Gegen 21:36 Uhr MESZ tritt der Mond in den Kernschatten der Erde ein, um 23:10 Uhr ist die Mitte der Finsternis erreicht. Dann befinden sich 81 Prozent der Mondscheibe im Erdschatten, nur der nördliche obere Rand der Mondscheibe erscheint noch hell. Danach verlässt der Mond den Kernschatten allmählich wieder, rund anderthalb Stunden später um 0:45 Uhr hat er sich vollständig aus ihm befreit. Am 23. August bedeckt der Erdtrabant mehrere helle Sterne im offenen Sternhaufen der Plejaden. Einen Tag später strahlt der abnehmende Halbmond, das Letzte Viertel, vom Himmel. Am 29. August können wir unseren Trabanten letztmals als schmale Sichel am Morgenhimmel einen Tag vor Neumond am 30. sichten.

Die Planeten

Merkur erreicht gegen Monatsende zwar einen respektablen östlichen Abstand von rund 25 Grad zur Sonne, wegen der flachen Lage der Ekliptik zum Horizont am Abendhimmel können wir ihn dennoch nicht sehen.

Venus zeigt sich wieder zaghaft am Abendhimmel. Sie wandert durch das Sternbild Löwe und tritt am 25. August ins Sternbild Jungfrau über. Zu Monatsanfang geht die –3,9 mag helle Venus um 21:43 Uhr unter, am Monatsende schon um 20:51 Uhr (die Zeiten sind in MESZ und beziehen sich auf Frankfurt am Main). Im Fernrohr sehen wir den Abendstern als fast rundes Scheibchen mit einem scheinbaren Durchmesser von nur zehn Bogensekunden.

Mars tritt nicht mehr auf der Himmelsbühne auf und ist in diesem Jahr nicht mehr am Nachthimmel zu sehen. Er bewegt sich rechtläufig durch das Sternbild Löwe und wechselt ab dem 9. August in die Jungfrau. Ende August trennen ihn noch 29 Grad vom Tagesgestirn, aber auch hier verhindert die flache Lage der Ekliptik am Abendhimmel die Beobachtung.

Der Riesenplanet Jupiter befand sich Anfang Juli in Opposition zur Sonne und lässt sich daher auch im August gut sichten. Mit einer scheinbaren Helligkeit von –2,6 mag ist er ein auffälliges Objekt am Nachthimmel und schon bei Einbruch der Dunkelheit tief am südöstlichen Horizont zu sehen. Derzeit wandert Jupiter rückläufig durch das Sternbild Schütze. Zu Monatsanfang geht Jupiter um 3:48 Uhr unter, am Monatsende um 1:39 Uhr. Er wird damit ein Objekt der ersten Nachthälfte. Leider erreicht Jupiter in diesem Jahr nur eine Deklination von –22 Grad, das heißt, auf einer nördlichen Breite von 50 Grad steht er bei der Kulmination nur 18 Grad über dem Horizont. Daher muss sein Licht einen langen Weg durch die dichten horizontnahen Dunstschichten zurücklegen, und die starke Luftunruhe in Horizontnähe verwischt die Sicht auf den Riesenplaneten. Dennoch sollte man die Gelegenheit nutzen, das dynamische und abwechslungsreiche Wettergeschehen im Fernrohr zu betrachten.

Saturn trat im letzten Monat von der Himmelsbühne ab und bleibt im August unsichtbar. Die Konjunktion zur Sonne erreicht der Ringplanet aber erst am 4. September. Wer dennoch nicht auf Saturn, seine Ringe und Monde verzichten will, sollte ihn durch die scharfen Augen der Raumsonde Cassini studieren. Auf der Homepage der Mission stehen die neuesten Aufnahmen aus dem Saturnsystem bereit, und mit ein wenig Glück könnten Sie sogar etwas Neues auf den Bildern entdecken. Diese "Raw images" erscheinen praktisch sofort nach Übermittlung zur Erde auf dem Schirm, oft bevor die Cassini-Wissenschaftler überhaupt eine Chance hatten, sie zu sichten.

Uranus bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Wassermann und nähert sich der Opposition am 13. September. Am Monatsanfang geht er um 22:24 Uhr auf, am Monatsende um 20:24 Uhr. Er ist 5,7 mag hell.

Neptun erreicht am 15. August im Sternbild Steinbock die Opposition zur Sonne. An diesem Tag geht er um 20:30 Uhr auf, kulminiert um 1:22 Uhr und geht um 6:15 Uhr unter. Neptun leuchtet dann mit 7,8 mag, der scheinbare Durchmesser beträgt nur 2,4 Bogensekunden.

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