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Klimawandel: Russische Gas-Pipelines mit nur geringen Verlusten

Das russische Produktions- und Transportsystem für Erdgas verliert nur etwa 1,4 Prozent der geförderten Gesamtmenge durch Leckagen, was wesentlich weniger ist als die bislang prognostizierten zehn Prozent an unbeabsichtigten Entweichungen. Folglich tragen diese Emissionen auch weniger zum anthropogenen Treibhauseffekt bei und verbessern damit weiter die Eignung des Brennstoffs als Energieträger.

Das ist das Ergebnis von Messungen einer Gruppe von Wissenschaftler um Jos Lelievield vom Max-Planck-Institut für Chemie, die in Russland insgesamt 2400 Kilometer Pipelines und die dazugehörige Infrastruktur untersuchten. Die ermittelten Leckagen und Gasaustritte summierten sich innerhalb des Landes auf etwa 0,7 Prozent Verlust bei einer Fördermenge von jährlich etwa 580 Milliarden Kubikmeter. Dazu kommen noch weitere Emissionen beim Weitertransport nach Westeuropa sowie an den Förderstellen selbst. In der Summe verliert die russische Erdgasindustrie damit in etwa so viel wie die amerikanische, bei der ungefähr 1,5 Prozent ungenutzt in die Umgebung entweichen.

Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, das wie Kohlendioxid zur Aufheizung der Erdatmosphäre beiträgt. Es wirkt jedoch – über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten betrachtet – 22-fach stärker als Kohlendioxid. Wird es allerdings zur Energiegewinnung verbrannt, so entstehen pro Energieeinheit wesentlich weniger Treibhausgase als bei der Umsetzung von Kohle oder Erdöl. Angesichts der nachgewiesenen niedrigen Transportverluste schlagen die Forscher daher vor, die Nutzung von Erdgas in den nächsten Jahren zu intensivieren und dadurch Kohle sowie Erdöl in der Strom- und Wärmeproduktion zu ersetzen.

Durch diesen Austausch ließe sich nach Ansicht der Wissenschaftler der Klimawandel etwas einschränken. Wird dabei Kohle durch Erdgas substituiert, so wären in den nächsten zwanzig Jahren sogar Transportverluste bis zu knapp über fünf Prozent verkraftbar, um noch einen positiven Effekt zu erhalten – bei Erdöl wären es immerhin noch 3,1 Prozent.

Der Methan-Gehalt in der Atmosphäre stieg zwischen 1960 und 1990 pro Jahrzehnt um etwa zehn Prozent an. Seitdem fällt der Zuwachs allerdings geringer aus, was mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und ihrer Industrien 1992 zusammenhängt.

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