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Faktencheck Schlafmohn-Anbau: Sabotierte die CIA per Saatgut-Abwurf die afghanische Opiumproduktion?

Laut der »Washington Post« verstreute die CIA während des Afghanistankriegs per Flugzeug heimlich jahrelang Samen morphinarmer Schlafmohnsorten über Afghanistans Mohnfelder. Ziel sei es gewesen, die Opiumgewinnung zu untergraben. Aber kann so etwas überhaupt funktionieren? Ein Faktencheck.
Eine Gruppe von Menschen arbeitet in einem großen Feld mit rosa blühendem Schlafmohn, umgeben von Bäumen und Hügeln im Hintergrund. Einige Personen tragen Stöcke.
Vielerorts in Afghanistan versuchte man in den 2010er-Jahren zur Bekämpfung des Opiumhandels, die Mohnfelder zu zerstören – hier durch Abschlagen der Pflanzen mit Stöcken. Ein nachhaltiger Erfolg blieb offenbar aus. Die im Land produzierte Opiummenge betrug kurz nach der Jahrtausendwende rund 2500 Tonnen jährlich, im Jahr 2018 erreichte sie mit 7000 Tonnen weit mehr als das Doppelte.

Der vor wenigen Tagen erschienene Exklusivbericht der »Washington Post« klingt, als hätte der Thrillerautor Tom Clancy die Feder geführt und seinen fiktiven CIA-Agenten Jack Ryan im Flugzeug auf eine Spezialoperation geschickt: Zwischen 2004 und 2015 soll der US-Geheimdienst in zahlreichen Nacht-und-Nebel-Aktionen aus großer Höhe erhebliche Mengen speziell gezüchteter Mohnsamen über Afghanistan abgeworfen haben. Das Ziel: den dortigen Anbau von Schlafmohn für die Opiumproduktion sabotieren und so eine wichtige Einnahmequelle afghanischer Warlords schmälern.

Das Ziel: den Anbau von Schlafmohn für die Opiumproduktion sabotieren und so eine wichtige Einnahmequelle afghanischer Warlords schmälern

Zu dieser Zeit hatten infolge der Terrorangriffe vom 11. September 2001 Truppen der USA und ihrer Verbündeten, darunter Deutschland, das Land besetzt. Die Taliban hatten zwar in der Zeit vor 2001, als sie das Land beherrschten, die Drogenproduktion vorübergehend erfolgreich verboten. Anschließend bauten die Islamisten den Opiumanbau aber wieder aus, mit dem Ziel, ihren Kampf gegen die Besatzungsmächte zu finanzieren. UN-Experten schätzen, dass ihnen das viele Milliarden Dollar eingebracht hat.

Ein als »streng geheim« eingestuftes Programm

Die Mohnpflanzen des CIA-Programms, heißt es in dem Bericht der »Washington Post«, seien so gezüchtet worden, dass sie kaum Morphin enthielten, den Ausgangsstoff für pharmazeutische Schmerzmittel sowie für Heroin. In der fraglichen Zeit war Afghanistan zum weltweit wichtigsten Produzenten des Rohstoffs für die illegale Droge aufgestiegen. »Sobald die Samen ausgebracht waren, bestand das Ziel darin, dass die keimenden Pflanzen sich mit den einheimischen Pflanzen kreuzen und im Lauf der Zeit zur dominierenden Sorte werden«, schreibt die »Washington Post«. Das sollte die Menge an erzeugtem Opium reduzieren. Das Blatt beruft sich auf 14 interviewte Personen, die Kenntnis von dem als streng geheim eingestuften Programm gehabt haben sollen, nennt aber keine Namen.

Dass die CIA bereits Anfang der 2000er-Jahre über spezielle Samen von Schlafmohnpflanzen (Papaver somniferum L.) verfügt haben könnte, deren Milchsaft kaum Morphin enthält, ist durchaus möglich. Entsprechende Anstrengungen in der Pflanzenzucht laufen in Europa schon seit den 1980er-Jahren. Hintergrund war und ist die große Nachfrage der Lebensmittelindustrie nach Mohnsamen für Brötchen und Süßspeisen. Die Samen selbst enthalten zwar von Natur aus kein Morphin. Bei Schädlingsbefall oder während der Ernte besteht aber das Risiko, dass die kleinen Körner mit dem Milchsaft aus dem Pflanzengewebe in Berührung kommen. Dieser enthält neben Morphin auch andere potente Wirkstoffe aus der Gruppe der Alkaloide, etwa Codein und Thebain.

Speisemohn soll drogenfrei werden

»Früher hat man aus morphinhaltigen Pflanzen die Pharmawirkstoffe gewonnen und dann die von möglichen Milchsaftresten befreiten Samen für die Lebensmittelindustrie genutzt«, sagt Hanna Blum, die am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel über den Anbau von Speisemohn forscht. Um mögliche Wirkstoffreste zu eliminieren, werden in der Produktion die Mohnkörner bislang gewaschen und erhitzt. In manchen mohnproduzierenden Ländern werden die morphinhaltigen Pflanzenteile entsorgt und nur die Samen genutzt. Die Herkunft von Speisemohn aus morphinhaltigen Pflanzen sehen aber viele staatliche Lebensmittel- und Drogenwächter schon lange kritisch, weil wiederholt verunreinigte Samen in den Handel gelangten und bei nichts ahnenden Menschen medizinische Notfälle auslösten.

In Deutschland wird der Anbau von Mohn, der mehr als 0,02 Prozent Morphine enthält, schon seit Langem streng reguliert und ist genehmigungspflichtig. Unterhalb dieses Schwellenwerts werden die Pflanzen als »morphinfrei« bezeichnet. Vor diesem Hintergrund haben sich »beim Mohn zwei gegenläufige Zuchtziele entwickelt, eines in Richtung eines hohen Morphingehalts für die Pharmaindustrie, das andere in Richtung eines möglichst niedrigen Morphingehalts für Lebensmittel«, sagt Ulrike Lohwasser, Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben.

»Beim Mohn haben sich zwei gegenläufige Zuchtziele entwickelt, eines in Richtung eines hohen Morphingehalts für die Pharmaindustrie, das andere in Richtung eines möglichst niedrigen Morphingehalts für Lebensmittel«Ulrike Lohwasser, Pflanzengenetikerin

In Osteuropa entstanden bereits zur Zeit des Kalten Kriegs neue Sorten wie »Soma« und »Przenko«, die weniger als 0,05 Prozent Alkaloide enthielten. Dafür wurden individuelle Pflanzen für die Weiterzüchtung aufgespürt, bei denen wegen natürlicher genetischer Veränderungen entweder die Biosynthese der Alkaloide gestört war oder denen schlicht die Gänge zur Weiterleitung und Speicherung des Milchsafts fehlten. »Die Variabilität beim Morphingehalt von Schlafmohn ist hoch, auch in unserer Genbank gibt es ein breites Spektrum von sehr morphinarm bis sehr morphinreich«, sagt Lohwasser. Deshalb stünden für eine Zucht auch »genügend unterschiedliche Muster zur Verfügung«. In Deutschland liefen in den 1990er-Jahren am IPK und der früheren Bundesanstalt für Züchtungsforschung, die 2008 in das Julius-Kühn-Institut integriert wurde, entsprechende Projekte. Es stellte sich jedoch heraus, dass es schwierig ist, die gewünschten neuen Merkmale stabil zu halten.

Eine Pflanzenlinie mit extrem wenig Morphin aus Ungarn

2002 publizierte die Botanikerin Éva Zámboriné Németh, inzwischen Leiterin der Abteilung für medizinische und aromatische Pflanzen an der Ungarischen Universität für Landwirtschaft und Lebenswissenschaften in Budapest, dass sie bei Kreuzungsversuchen eine neue Linie mit extrem niedrigem Alkaloidgehalt entwickeln konnte. »Dies war durch die Kreuzung morphinarmer Genotypen und darauffolgende Auslese möglich«, erinnert sich die Forscherin. Ebenfalls unter dem geforderten Schwellenwert liegen Sorten, die in Österreich entstanden sind.

Ob die Forschungsarbeiten die CIA zu einem eigenen Zuchtprogramm inspiriert haben könnten, lässt sich nicht überprüfen. Es gibt – ebenso wenig prüfbar – den Hinweis eines Informanten, der anonym bleiben will, dass in den Folgejahren in Wien ein ominöser Mann den Kontakt mit der dortigen UN-Behörde für den Kampf gegen illegale Drogen gesucht habe, um die Idee einer Sabotage des afghanischen Mohnanbaus durch Verwässerung der Felder mit morphinfreien Sorten zu diskutieren.

»In meiner umfangreichen Literaturrecherche ist kein Zuchtprogramm für morphinarme Mohnsorten aus den USA aufgepoppt«Katharina Luhmer, Expertin für Pflanzenzucht

Von eigenen Programmen in den USA für morphinarme Sorten, die akademische oder kommerzielle Pflanzenzüchter durchgeführt hätten, ist bisher nichts bekannt – jedenfalls finden selbst Fachleute in wissenschaftlichen Datenbanken keine Hinweise darauf. »In meiner umfangreichen Literaturrecherche ist kein Zuchtprogramm für morphinarme Mohnsorten aus den USA aufgepoppt«, sagt Katharina Luhmer von der Universität Bonn, die sich am Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz mit den Eigenschaften und dem Anbau von morphinarmem Mohn befasst.

Gab es in den USA geheime Zuchtprogramme?

Gesichert ist hingegen, dass die CIA auf züchterische Vorarbeiten in Europa hätte aufbauen und Pflanzen aus diesen Projekten hätte nutzen können, sollte das in der »Washington Post« beschriebene Programm so stattgefunden haben. »Ob eine solche Aktion in Afghanistan machbar gewesen ist, lässt sich schwer sagen, aber ausreichend geeignetes Saatgut hätte es wohl gegeben«, sagt Lohwasser. »Saatgut für Mohn zu vermehren, erfordert keine großen Flächen«, fügt Hanna Blum von der Universität Kassel hinzu. Man könne die Samen, die man für einen Hektar brauche, auf zehn Quadratmetern gewinnen. Selbst für die maximale bisher registrierte Anbaufläche in Afghanistan von rund 300 000 Hektar hätte man demnach das Saatgut auf nur 300 Hektar produzieren können.

Doch hätte der Abwurf riesiger Samenmengen für morphinfreie Pflanzen über Afghanistan den Anbau am Boden nennenswert beeinflussen können? Wären die Opiummengen, die in der angeblichen Laufzeit des Programms zwischen 2004 und 2015 tatsächlich produziert wurden, vielleicht ohne die Intervention der CIA noch größer gewesen? Daran haben die Expertinnen und Experten erhebliche Zweifel.

Mohnsamen vom Winde verweht

Da ist zum einen das Problem, dass Mohnsamen extrem wenig wiegen und entsprechend leicht vom Wind verweht werden können. Um in ausreichenden Mengen auf den Feldern zu landen, wären extrem viele Abwürfe in einem extrem kleinen Zeitfenster – während der kurzen Zeit der Aussaat im Herbst – nötig gewesen. Es erscheint unplausibel, dass eine so große Zahl von Flügen niemandem aufgefallen wäre. »Für eine erfolgreiche Aussaat hätten die Flugzeuge sehr tief fliegen müssen, damit die Samen nicht einfach weggeblasen werden«, wirft die ungarische Wissenschaftlerin Éva Zámboriné Németh ein. Das wäre wohl nicht unbemerkt geblieben.

»Für eine erfolgreiche Aussaat hätten die Flugzeuge sehr tief fliegen müssen, damit die Samen nicht einfach weggeblasen werden«Éva Zámboriné Németh, Botanikerin

Und selbst wenn die Samen zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen gelandet wären, hätten sie sich erst noch beim Keimen und Anwachsen gegen das heimische, besser an die örtlichen Bedingungen angepasste Saatgut durchsetzen müssen.

Der Anbau von Mohn ist nicht trivial: Grundsätzlich hat er es schwer, sich auf den Feldern gegen andere Ackerkräuter durchzusetzen. Morphinfreie Sorten sind zudem den üblichen Mohnvarianten unterlegen. »Das Herauszüchten von Alkaloiden hat im Anbau seinen Preis«, sagt Katharina Luhmer; die morphinfreien Sorten seien weniger robust. »Das könnte daran liegen, dass Alkaloide die Pflanzen gegen Insekten und Mikroorganismen schützen, und der Schutz ohne Morphine schwächer ausfällt«, sagt sie. Die Samen müssten außerdem zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Bodentiefe in einer Umgebung mit der passenden Feuchtigkeit landen: »Das ist eher unwahrscheinlich«, so Luhmer. Wenn ein solches Programm erfolgversprechend sein solle, »müsste man superfitte, neue Pflanzen mit tollen Eigenschaften gezüchtet haben«.

»Man müsste superfitte, neue Pflanzen mit tollen Eigenschaften gezüchtet haben«Katharina Luhmer, Expertin für Pflanzenzucht

Für den hypothetischen Fall, dass dies gelingt und die abgeworfenen Samen sämtliche Hindernisse überwinden, anwachsen und Kapseln hervorbringen, die geerntet werden, ohne dass die kundigen Bauern Verdacht schöpfen, stellt sich ein weiteres Problem. Die morphinfreien Pflanzen würden zwar die Opiumernte eines Jahres entsprechend reduzieren. Es könnte sogar – obwohl Mohn in der Regel ein Selbstbestäuber ist und Insekten sowie Wind für seine Vermehrung nur eine begrenzte Rolle spielen – in gewissem Umfang auf den Feldern zu Kreuzungen kommen, bei denen unter Umständen Pflanzen entstehen, die weniger Alkaloide produzieren.

Morphinarmut wird nicht dominant vererbt

Doch dann träte ein Effekt ein, den Németh bei ihren eigenen Zuchtversuchen dokumentiert hat: Die Eigenschaft, morphinarm zu sein, wird nicht dominant vererbt, und auch die in Indien entwickelte Eigenschaft, keine Milchkanäle auszubilden, werde rezessiv vererbt: »Falls es wieder zur Kreuzung mit alkaloidreichen Sorten und Genotypen kommt, erhöht sich der Gehalt wieder.« Selbst bei einer möglichen intermediären Vererbung (bei dem die Nachkommen eine Mischform der elterlichen Merkmale zeigen) »würde der afghanische Genotyp die neuen Pflanzen verderben, nicht umgekehrt«, urteilt Németh. Gezielte genetische Eingriffe hält die Forscherin ebenfalls für unwahrscheinlich: Die ersten Publikationen über genetische Modifikationen habe es Anfang der 2000er-Jahre gegeben, sie hätten aber gezeigt, »dass die Wirkungen der verschiedenen Gene sehr komplex sind und das erwartete Ergebnis sehr schwierig zu erreichen ist«. Das vollständige Genom des Mohns sei erst 2018 publiziert worden.

Wiederholte Saatgutabwürfe wären ein enormer Aufwand

Zusätzlich erschwert würde ein dauerhafter Erfolg einer Intervention aus der Luft dadurch, dass das Saatgut für den Opiummohn nicht auf normalen Feldern für den kommerziellen Anbau heranwächst, sondern auf eigenen kleinen und streng kontrollierten Flächen. »Die afghanischen Mohnbauern werden ihr Saatgut selbst vermehren oder jedes Jahr von speziellen Vermehrern frisch bekommen, wofür immer ertragreiche Pflanzen herangezogen werden«, sagt Ulrike Lohwasser vom IPK Gatersleben. Deshalb müsste man so eine Aktion »mit riesigem Aufwand jährlich wiederholen«. Besonders sinnvoll mute die Idee, Samen für morphinarme Pflanzen über Afghanistan abzuwerfen, deshalb nicht an, folgert sie. Eine bessere Strategie im Kampf gegen den Opiumanbau wäre es ihr zufolge, den Bauern legale Wege zu eröffnen, Mohn für die Pharmaindustrie anzubauen – oder andere Nutzpflanzen wie Krokusse für Safran, die ihnen ähnlich hohe Einnahmen brächten wie die Drogenproduktion.

»Was Samen, der aus der Luft über die Felder verstreut wurde, bewirken soll, außer von Vögeln und Mäusen gefressen zu werden, bleibt ein Rätsel«Michael Pohly, Arzt und Ethnologe

»Was Samen, der aus der Luft über die Felder verstreut wurde, bewirken soll, außer von Vögeln und Mäusen gefressen zu werden, bleibt ein Rätsel«, urteilt Michael Pohly, ein Arzt und Ethnologe, der sich an der FU Berlin viele Jahre mit dem Mohnanbau in Afghanistan beschäftigt hat. Németh gibt zu bedenken, dass den afghanischen Bauern fremdartiger Mohn auf ihren Feldern mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgefallen wäre. »Sie wären sicher nicht so dumm gewesen, diese Pflanzen auch noch zu vermehren«, sagt sie.

Gerüchte über »amerikanischen Mohn«

Zu den Zweifeln passen die Daten dazu, wie sich die Opiumproduktion in Afghanistan im fraglichen Zeitraum real entwickelt hat. Sollte das Programm wirklich stattgefunden haben, dann müsste man seinen Erfolg als gering bezeichnen. Dem »Afghanistan Opium Survey 2025« der Vereinten Nationen zufolge hat sich die in dem Land produzierte Opiummenge von jährlich rund 2500 Tonnen zu Beginn der 2000er-Jahre bis 2015 verdoppelt, um dann 2017 und 2018 sogar auf über 7000 Tonnen zu steigen. Erst die Machtübernahme der Taliban nach dem übereilten Abzug der US-amerikanischen und internationalen Truppen Mitte 2021 leitete der UNO zufolge einen drastischen Rückgang der produzierten Mengen auf heute wenige Hundert Tonnen ein.

Afghanistanexperte Pohly weiß zwar von Gerüchten aus den afghanischen Anbauregionen, dass die Amerikaner versucht haben sollen, Einfluss auf die angebauten Pflanzen zu nehmen. Immer wieder hat er bei Besuchen in den frühen 2000er-Jahren vom »amerikanischen Mohn« gehört, wobei damals die gegenteilige Vermutung geäußert worden sei, dieser sei besonders ertragreich.

Ältere afghanische Bauern erinnern sich daran, dass ihnen die CIA in den 1980er-Jahren schon einmal Saatgut für Mohn zur Verfügung gestellt habe, so dokumentierte es der amerikanische Südostasienforscher Alfred McCoy. Damals wollte man den Anbau unterstützen, behauptete McCoy, um dem Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer zu schnellem Geld für Waffenkäufe zu verhelfen.

Mohnopoly für morphinarmen Mohn

Heute fällt Pohly eine Interpretation des Berichts der »Washington Post« ein, die selbst gut in einen Roman von Tom Clancy passen würde: Vielleicht sei das angebliche Abwurfprogramm nur eine »Ente«, also Erfindung, der CIA gewesen, um die Finanzierung ganz anderer Projekte zu ermöglichen, die nichts mit dem Opiumanbau zu tun hatten.

In Deutschland gewinnt der Anbau von morphinfreiem Mohn unterdessen ganz ohne Zutun von Geheimdiensten an Fahrt. In Hessen erproben Wissenschaftlerinnen der Universität Kassel in einem Projekt namens »Mohnopoly« den Anbau entsprechender Pflanzen. Nachdem der Mohnanbau wegen eines durch die Bundesopiumstelle verfügten Verbots nahezu kollabiert war, sind inzwischen wieder 1200 Hektar mit Mohnblüten bedeckt. »Ziel unseres Projekts ist es, den Anbau von morphinfreiem Mohn so zu stärken, dass künftig ein Großteil der Nachfrage für den Lebensmittelmarkt von heimischen Biolandwirten und -landwirtinnen gedeckt werden kann«, sagt Hanna Blum.

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  • Quellen

Chaturvedi, N. et al., Protoplasma, 10.1007/s00709–013–0587–7, 2014

Guo, L. et al., Science, 10.1126/science.aat4096, 2018

Matyášová, E. et al., Plant, Soil and Environment, 10.17221/222/2011-pse2011, 2011

Németh-Zámbori, E. et al., Industrial Crops an Products, 10.1016/j.indcrop.2011.01.013, 2011

Németh, E. et al., Acta Horticulturae, 10.17660/ActaHortic.2002.576.22, 2002

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