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Zoologie: Säbelzahnbiss war nicht sehr kräftig

Vorsicht: Nordamerikanischer Säbelzahntiger von links
Säbelzahntiger konnten deutlich weniger fest zubeißen als heute lebende, ähnlich große Raubkatzen, schlussfolgern Forscher der Universität von Newcastle in Australien nach Computersimulationen und Strukturanalysen der Raubtierschädel. Der vor rund 10 000 Jahren ausgestorbene amerikanische Vertreter Smilodon fatalis erreichte demnach nur ein Drittel des Beißdrucks von Löwen.

Smilodon-Schädel im Computermodell | Im Computermodell ist die mechanische Belastbarkeit des Säbelzahntiger-Beißapparates simulierbar – was Schlussfolgerungen über die Jagdstrategien der ausgestorbenen Großkatzen ermöglicht. Gezeigt ist das Schädelmodell der nordamerikanischen Variante Smilodon fatalis.
Insgesamt verfolgten die Säbelzahntiger daher wohl eine anderen Reißstrategie als ihre modernen Verwandten, glauben Colin McHenry und seine Kollegen: Smilodon kompensierte seinen Mangel an Beißfestigkeit offenbar mit einer vergleichsweise starken Nackenmuskulatur, mit der die Beute zunächst zu Boden geworfen wurde. Dort hielten die starken Vorderextremitäten und klauenbewehrten Tatzen ihr Opfer nur lange genug fest, bis es durch einen gezielter Einstich der prominenten Eckzähne in sensible Angriffspunkte schnell getötet wurden.

Moderne Großkatzen verbeißen sich dagegen lange in die Beute und schwächen sie durch anhaltendes Schütteln und Auszehrung. Die Analyse der Säbelzahntiger-Schädel zeigte, dass ihr Knochenbau den Belastungen eines sich über längere Zeit heftig wehrenden Beutetieres strukturell kaum gewachsen gewesen wäre.

Säbelzahntiger lebten bis zum Ende der Eiszeiten und jagten dabei große Beutetiere wie Mammuts, Bisons und Pferde. Es war lange unverstanden, wie die Großkatzen derart große Tiere mit ihren prominenten Hauern erbeuten konnten. (jo)

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