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Deinosuchus : Salztoleranz machte Riesenkrokodil erfolgreich

Riesenkrokodile der Gattung Deinosuchus gehörten zu den erfolgreichsten Raubtieren der Kreidezeit. Ihre Toleranz gegenüber Salzwasser brachte ihnen entscheidende Vorteile.
Eine prähistorische Szene zeigt einen großen, urzeitlichen Krokodil-ähnlichen Dinosaurier unter Wasser, umgeben von Fischen und Pflanzen. Über der Wasseroberfläche fliegen ein Pterosaurier und mehrere Vögel. Am Ufer sind dichte Bäume und Vegetation zu sehen. Die Atmosphäre ist ruhig und zeigt eine lebendige, urzeitliche Landschaft.
So könnte das Riesenkrokodil Deinosuchus riograndensis ausgesehen haben (Illustration). Die Tiere lebten auf dem Gebiet des heutigen Nordamerika.

Vor 82 bis 75 Millionen Jahren zählten sie zu den gefährlichsten Jägern in den Feucht- und Küstengebieten Nordamerikas: riesige Krokodile der Gattung Deinosuchus. Ihr Name bedeutet übersetzt »schreckliches Krokodil«, dennoch galten sie bislang als Alligatorverwandte. Ein Forschungsteam der Universität Tübingen hat die Kreidezeitreptilien nun neu im Stammbaum einsortiert. Demnach zweigten sie bereits an der Wurzel der modernen Krokodile (Crocodylia) ab. Ihre weite Verbreitung verdanken die Tiere einer besonderen Fähigkeit: Sie tolerierten Salzwasser und konnten salzhaltige Gewässer durchqueren – ein Vorteil, der heutigen Alligatoren fehlt, wie die Fachleute in »Communications Biology« berichten. Zwar lebte Deinosuchus nicht dauerhaft im Meer, doch die Anpassung erleichterte es den Tieren, eine ökologische Nische in den kreidezeitlichen Küstenregionen zu besetzen.

Um die Verwandtschaft von Deinosuchus zu bestimmen, analysierte das Team um Márton Rabi mehr als 120 fossile und lebende Krokodilarten. Die Fachleute verglichen mehr als 200 anatomische Merkmale – etwa Schädelbau, Zahnform und Knochenstrukturen – und ergänzten ihre Analysen durch genetische Daten heutiger Arten. Dabei zeigte sich, dass Deinosuchus nicht zur Alligatorenlinie gehörte, sondern zu einer früh abzweigenden Linie nahe dem Ursprung der modernen Krokodile. Die drei bekannten Arten Deinosuchus rugosus, D. riograndensis und D. schwimmeri gehörten zu den größten Vertretern der Krokodilverwandten. Frühere Annahmen über eine enge Verwandtschaft zu den Alligatoren basierten auf Schädelmerkmalen, die sich laut den Autoren jedoch unabhängig entwickelt haben. Auch die Körpergröße korrigierte das Team: Statt der bislang vermuteten 12 Meter erreichten die Reptilien wohl »nur« rund 7,7 Meter.

Die neue Einordnung liefert eine schlüssigere Erklärung für die weite Verbreitung der Gattung Deinosuchus in der späten Kreidezeit, insbesondere an beiden Ufern des Western Interior Seaway – eines flachen Binnenmeers, das Nordamerika in Nord-Süd-Richtung teilte. Frühere Modelle gingen von einer Aufspaltung durch geografische Trennung aus. Die Studie macht deutlich, dass die Salzwassertoleranz vermutlich früh in der Entwicklung der Krokodile entstand und später bei den Alligatoren verloren ging.

Das Tübinger Forschungsteam schätzt, dass sich riesenhafte Krokodilarten in den vergangenen 120 Millionen Jahren mindestens zwölfmal unabhängig voneinander evolutionär entwickelt haben – stets unter ökologischen Bedingungen, die ausreichend Nahrung und Lebensraum für solche Giganten boten. »Rund sieben Meter lange Individuen, die beinahe die Schätzgröße für Deinosuchus riograndensis erreichten, gab es nicht nur in prähistorischen Zeiten, sondern mindestens bis ins 19. Jahrhundert«, sagt Rabi. Spuren ihres Jagdverhaltens sind in fossilen Überresten von Dinosauriern erhalten. »Dass die Deinosuchus-Krokodile auch große Dinosaurier erbeuteten, hat man unter anderem aus entsprechenden Bissspuren auf Knochen früherer Verwandter des T. rex geschlossen«, erklärt Rabi.

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  • Quellen
Communications Biology 10.6084/m9.figshare.27901317, 2025

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