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Sars-CoV-2: Neues Medikament verkürzt milde Corona-Verläufe

Das antivirale Mittel Simnotrelvir lindert Fieber, Husten und Schnupfen bei Patienten, die kein hohes Risiko für schwere Verläufe haben. Bislang ist es nur in China zugelassen.
Füße in bunten Wollsocken auf der Couch, daneben benutzte Taschentücher und Medikamentenpackungen.
Erkältungssymptome können anstrengend sein, egal welcher Erreger dafür verantwortlich ist.

Es gibt neue Hoffnung für Menschen, die sich während ihrer Covid-19-Infektion nach Linderung sehnen: Ein Medikament namens Simnotrelvir beschleunigt die Genesung bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung nachweislich um etwa 1,5 Tage. Einer klinischen Studie zufolge wirkt Simnotrelvir, das in Form von Tabletten verabreicht wird, fast unmittelbar nach der Einnahme und lindert Symptome wie Fieber, Husten und Schnupfen. Die Ergebnisse wurden nun im »New England Journal of Medicine« veröffentlicht.

Zu Beginn der Pandemie wurden antivirale Medikamente vor allem bei Menschen mit einem hohen Risiko für schwere Verläufe getestet. Auch jetzt noch empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass nur Hochrisikopatienten antivirale Mittel wie Paxlovid einnehmen, das in vielen anderen Ländern, darunter die USA und Deutschland, häufig das erste Mittel der Wahl zur Behandlung von Covid-19 ist.

Inzwischen sei Sars-CoV-2 jedoch »in der Allgemeinbevölkerung zu einem normalen Atemwegsvirus geworden«, erklärt Studienmitautor Bin Cao, ein Lungenfacharzt am China-Japan Friendship Hospital in Peking. Deshalb beschlossen er und seine Kollegen, Simnotrelvir vor allem bei jungen Menschen mit normalem Risiko zu testen.

Die Forschenden kombinierten Simnotrelvir mit einem Bestandteil von Paxlovid namens Ritonavir, der den Abbau von Simnotrelvir begrenzt. In dieser Form testeten sie das Medikament an mehr als 600 Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 35 Jahren, von denen etwa die Hälfte mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf aufwies, beispielsweise Adipositas. Keiner der Teilnehmer erkrankte schwer an Covid-19.

Am fünften Tag nach der Behandlung war die Viruslast bei den Teilnehmern, die Simnotrelvir eingenommen hatten, etwa 30-mal so stark gesunken wie bei den Teilnehmern, die ein Placebo erhalten hatten. Die Fähigkeit von Simnotrelvir, die Genesung von Menschen mit einem normalen Risiko für schwere Verläufe zu beschleunigen, erinnert dabei an das antivirale Medikament Enzitrelvir, das im November 2022 in Japan unter Auflagen zugelassen wurde.

Frühzeitiger Behandlungsbeginn ist wichtig

Allerdings bringt auch die Behandlung mit Simnotrelvir Nachteile und unerwünschte Nebeneffekte mit sich. So kann das Medikament wie Paxlovid Wechselwirkungen mit einer Reihe gängiger Medikamente haben, die zum Beispiel gegen Herzerkrankungen, Allergien oder Schilddrüsenkrankheiten eingenommen werden. Darüber hinaus begannen die Probanden in der Studie die Behandlung alle innerhalb von drei Tagen nach Einsetzen der ersten Symptome, ein Zeitfenster, das im Alltag mit Test und Intervention durchaus knapp bemessen ist, gibt der Pharmakologe Saye Khoo von der University of Liverpool zu bedenken.

In China ist Simnotrelvir im Rahmen einer Notfallzulassung bereits seit Anfang 2023 erhältlich. Es sei das populärste antivirale Covid-19-Medikament in dem Land und koste nur etwa ein Viertel so viel wie Paxlovid, sagt Cao. Die neuen Daten könnten nun auch die Behörden in anderen Ländern dazu veranlassen, das Medikament zuzulassen, möglicherweise nachdem sie ihre eigenen klinischen Studien durchgeführt haben, fügt er hinzu. Insgesamt hat die Forschung an antiviralen Medikamenten durch die Corona-Pandemie ohnehin Aufwind bekommen.

Viele Ärzte beschäftigen sich jedoch nach wie vor am meisten damit, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Hochrisikopatienten zu verhindern. Daher möchten sie vielleicht mehr Informationen erhalten, bevor sie ihre Verschreibungsgewohnheiten ändern, sagt William Schaffner, Spezialist für Infektionskrankheiten am Vanderbilt University Medical Center in Nashville, Tennessee. »Der Nutzen bei genau den Patienten, bei denen [die Ärzte] das Medikament einsetzen wollen, ist nicht nachgewiesen«, sagt er.

»Unterm Strich begrüßen wir jedes neue Medikament, aber keines dieser Medikamente ist das letzte Wort in Sachen antivirale Covid-Mittel«, erklärt Khoo.

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