Archäologie: Schädel-OP an Steinzeitkuh
Schon in der Jungsteinzeit haben Menschen offenbar chirurgische Eingriffe an Tieren durchgeführt. Darauf deutet die Analyse eines rund 5000 Jahre alten Kuhschädels hin, den Forscher in einer neolithischen Ausgrabungsstätte in Frankreich entdeckten. Auf der rechten Stirnseite des Schädels klafft ein auffälliges Loch, das Fernando Ramirez Rozzi vom Centre national de la recherche scientifique in Paris und sein Kollege Alain Froment in einer aktuellen Publikation im Fachmagazin »Scientific Reports« nun als frühsten Beleg für eine Schädel-OP an einem Tier werten.
Die beiden Forscher untersuchten den Schädel mit verschiedensten Methoden. Da sie keine abgebrochenen oder abgesplitterten Stellen finden konnten, gehen sie nicht davon aus, dass ein Artgenosse oder ein anderes Tier der Kuh die Verletzung zufügte. Auch andere äußere Einflüsse und Krankheiten konnten sie ausschließen. Stattdessen würden die vergleichsweise regelmäßige Form des Lochs sowie dünne Schnitte in seiner Nähe darauf hinweisen, dass es durch Menschenhand entstand, vermutlich im Rahmen eines medizinischen Eingriffs.
Das Leben der Kuh vermochte die Operation allerdings wohl nicht zu retten: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie die Behandlung entweder nicht überlebte – oder bereits vorher tot war. Ohnehin bleibt unklar, ob der Eingriff überhaupt mit der Absicht durchgeführt wurde, den Zustand des Tieres zu bessern. Möglicherweise nutzen die Steinzeitärzte das Tier auch schlicht dazu, um ihre Fähigkeiten für Eingriffe am Menschen zu perfektionieren. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass unsere Vorfahren sich bereits seit der Mittelsteinzeit regelmäßig aus medizinischen Gründen an den Köpfen ihrer Mitmenschen zu schaffen machten und erste Schädeloperationen durchführten.
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