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Astronomie: Schäden an weltberühmter Radioschüssel

Lange war Arecibo das größte Observatorium der Welt. Nun hat ein herabfallendes Stahlseil die Anlage beschädigt. Die Ursachen sind noch unklar.
Kaputte Arecibo-Schüssel

Am berühmten Arecibo-Observatorium in Puerto Rico hat ein herabfallendes Kabel erhebliche Schäden verursacht. Das berichtet die für das Teleskop zuständige University of Central Florida in einer aktuellen Mitteilung. Das gut sieben Zentimeter dicke Stahlseil hilft normalerweise dabei, eine Plattform oberhalb der 300 Meter breiten Radioschüssel zu sichern. Beim Herabfallen habe es einen rund 30 Meter langen Riss im darunter liegenden Gerüst hervorgerufen, heißt es in der Mitteilung. Auch der Gregory-Dom knapp unterhalb der Plattform, in dem ein Teil der Radiowellenempfänger untergebracht ist, soll dabei Schaden genommen haben.

Zu dem Unfall kam es bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag, den 10. August, um 2.45 Uhr Ortszeit. Die genaue Ursache steht noch nicht fest. Allerdings zog in der vergangenen Woche der Hurrikan Isaias über die Insel hinweg. Tropenstürme haben in der Vergangenheit immer wieder zu Schäden an Arecibo geführt, etwa »Maria« im Jahr 2017, was langwierige Reparaturen nach sich zog. Wie umfangreich die Arbeiten diesmal sein müssen, ist noch offen: Das Observatorium hat fürs Erste seinen Betrieb eingestellt, um die Schäden genauer beurteilen zu können.

Das Arecibo Observatorium (hier noch unbeschädigt)

Das Arecibo-Radioteleskop zählt zweifellos zu den monumentalsten Observatorien der Welt. Bis zur Einweihung einer noch größeren Anlage in China im Jahr 2016 war es das größte Radioteleskop des Planeten. Jährlich besuchen viele tausend Touristen die mehr als 55 Jahre alte Schüssel. Zu ihrer Berühmtheit trug unter anderem der James-Bond-Film »Golden Eye« bei, in dem die Anlage prominent vorkommt.

Auch wissenschaftlich hat Arecibo immer wieder Akzente gesetzt: Nicht nur suchte die SETI-Bewegung das All damit nach außerirdischen Funksprüchen ab. Russell Hulse und Joseph Taylor spürten damit 1974 auch das legendäre Binärsystem PSR B1913+16 auf, das einen ersten Hinweis auf Gravitationswellen lieferte. Zudem beobachten Forscher mit Hilfe der Antenne auch potenziell gefährliche Asteroiden in Erdnähe und bestimmen deren Bahn sowie Form und Größe.

Update: Laut einem Foto des US-Astronomen Joe Swiggum sind die Schäden nicht ganz so drastisch wie angenommen. Wir haben die Meldung auf Basis dieser neuen Informationen angepasst.

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