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News: Schäumendes Meer, Flächenbrände und Höhenkrankheit

Für das größte Massensterben der Erdgeschichte vor 250 Millionen Jahren könnte Methan verantwortlich gewesen sein, das aus dem Meer aufstieg und - von Blitzen entfacht - explodierte.
Methanhydrat
Vor 250 Millionen Jahren, am Ende des Perm, wurden etwa 90 Prozent der Meeresbewohner und 70 Prozent der Landlebewesen Opfer eines Massensterbens. Eine der Ursachen für die Katastrophe könnten gewaltige Methangasexplosionen gewesen sein.

Wie Forscher um Gregory Ryskin von der Northwestern University in Illinois vermuten, hatte sich das Gas seinerzeit am Meeresgrund angesammelt, war in tödlichen Gasblasen aufgestiegen und gelegentlich sogar explodierte.

In den vielerorts sauerstofffreien Gewässern der permischen Ozeane gab es Bakterien, die Methan produzierten, das sich im Wasser löste oder bei ganz bestimmten Druck- und Temperaturverhältnissen so genannte Methanhydrate bildete. Dabei sind die Gasmoleküle in einem fragilen Käfig aus Eismolekülen gefangen.

Durch ein kleines Erdbeben, einen Meteroiteneinschlag oder vielleicht auch nur durch das Vorbeischwimmen eines Fisches könnten diese Methanlager instabil und in Bewegung geraten sein.

Wie bei einer Flasche Mineralwasser, die nach dem Schütteln geöffnet wird und aus der Kohlendioxid entweicht, wäre dann durch die Druckentlastung mehr und mehr Methan aufgestiegen und hätte das Meer mancherorts regelrecht zum Schäumen gebracht.

Nach Ryskins Meinung bildeten sich dabei riesige Methanwolken, die bis weit übers Land zogen. Tagelang entwich das giftige Gas und bildete mit der Luft eine explosive Mischung, die mitunter durch Blitze entzündet wurde. Das Methan und das durch Wald- und Buschbrände entstandene Kohlendioxid könnten durch den Treibhauseffekt eine globale Erwärmung verursacht haben. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Ruß- und Aschepartikel für eine Abkühlung der Atmosphäre sorgten. Hier legen sich die Forscher nicht fest.

So oder so: Für viele Lebewesen bedeutete dies das Ende.

Auch Ryskins Kollege Gregory Retallack von der University of Oregon glaubt an die fatale Wirkung des Methans. Allerdings ist er der Meinung, dass die riesigen Methanmengen die Luft so stark verdünnten, bis die Tiere an Lungen- und Gehirnödemen verendeten - ähnlich, wie bei der Höhenkrankheit.

So seien die wenigen überlebenden Tierarten physiologisch an eine sauerstoffarme Atmosphäre angepasst gewesen. Der erste bekannte Saurier der Trias - Lystrosaurus - etwa, hatte starke Rippen und einen fassförmigen Körper, womit er besonders effizient atmen konnte.

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  • Quellen
Geology 31: 741–744 (2003)

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