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News: Schau mir in die Augen!

Tief in unserem Hirn rührt sich was, wenn es in der U-Bahn zum unvermittelten Blickkontakt mit einer Schönen oder einem Schönen kommt. Allerdings interessieren sich die Basalganglien nicht für das Geschlecht, sondern nur, ob der oder die andere schön ist und - ganz wichtig - ob Blicke getauscht werden.
Attraktiv?
Aus der - leider nicht alltäglichen - Erfahrung kennen wir diese kleinen Blitze wohliger Schauer, wenn uns irgendwo im Getümmel ein schöner Mensch in die Augen blickt, und die meisten würden denken, dass dafür die Attraktivität des anderen Geschlechts verantwortlich ist. Sicher ist da auch viel dran, einem bestimmten Bereich im Hirn ist das Geschlecht des unbekannten Gegenübers indes vollkommen gleichgültig.

Acht Frauen und acht Männer hatten sich bei den Forschern um Knut Kampe vom University College London gemeldet, wo sie zunächst in einen Kernspintomographen geschoben wurden, sodass die Neurowissenschaftler die Aktivität des Corpus striatum oder Streifenkörpers überwachen konnten. In diesem, im Großhirn gelegenen Teil der Basalganglien findet sich das Belohnungszentrum, das in Erwartung von Erfolg aktiv wird, in dem aber auch Süchte ihre Grundlage haben.

Nun bekamen die Freiwilligen in rascher Folge insgesamt 160 Portraits 40 verschiedener Menschen zu sehen, von denen die einen den Betrachtern direkt ins Gesicht blickten, während die anderen abwesend ins Leere schauten. Anschließend sollten die Testpersonen die Attraktivität der Gesichter bewerten, wobei sie Dinge wie Schönheit, emotionalen Ausdruck und sogar mütterliche Ausstrahlung zu beurteilen hatten.

Entgegen normaler Erwartung interessieren sich weder männliche noch weibliche Streifenkörper für das Geschlecht, das Schönheitsempfinden im Corpus striatum ist davon vollkommen unabhängig. Und noch etwas: In diesem Hirnteil feuert es nur, wenn zusätzlich auch Blickkontakt besteht. Schauen die Schönen auf den Fotos zur Seite, verringert sich die Aktivität in diesem Teil des Gehirns sogar - und zwar umso deutlicher, je schöner eine Personen ist. Schönheit allein törnt also ab - jedenfalls emfinden die Streifenkörper so.

Schrecklich ungnädig reagieren die Tiefen unseres Gehirns angesichts einer unattraktiven Person. Denn bei Blickkontakt kannten die Schreiber des Kernspintomographen nur noch eine Richtung: nach unten. Aufwärts geht es nur, wenn jene Person den Blickkontakt meidet; dann empfindet unser Streifenkörper wohl eine gewisse Dankbarkeit.

Die Entscheidung, ob die Person attraktiv ist oder nicht, erfolgt so schnell, dass die Forscher von einem evolutionär fest eingebauten Programm ausgehen. Als wir den Affen noch ähnlicher waren als heute, war ein attraktives Äußeres nicht nur Sinnbild von Gesundheit und Stärke und animierte so zur Paarung, Freundschaft zu den Mächtigen im Rudel versprach auch eine günstigere Position in der Hackordnung. Aber wie gesagt, das galt natürlich nur in grauer Vorzeit.

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