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News: Schaust Du mir in die Augen?

Angst oder Ärger - spiegelt das Gesicht eines Gegenübers diese Gefühle wider, könnte Gefahr im Verzug sein: Ein schnelles Verarbeiten der Information und Einschätzen der Situation sind also vonnöten. Für unser Gehirn ist es dabei entscheidend, wohin sich der Blick des anderen richtet.
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Mandelkerngroß ist sie, die Schaltzentrale für das Verknüpfen von Gefühlen und Informationen in unserem Gehirn. Eine Schädigung der Amygdalae, benannt nach dem griechischen Begriff für Mandel, verändert die Persönlichkeit eines Menschen zutiefst, denn er verliert die Fähigkeit, beispielsweise den emotionalen Ausdruck von Gesten und Mimik zu erkennen – und damit auch den Ausdruck von Angst oder Ärger, die ihn auf eine Bedrohung hinweisen. Das allerdings ist überlebensnotwendig.

Besonders wichtig hierbei ist, die Richtung zu erkennen, aus der eine Gefahr droht. Diese Information liefert uns die Blickrichtung unseres Gegenübers: Sieht er uns ärgerlich direkt an, ist alles klar – wir sind der Auslöser des Unwillens und sollten uns in Acht nehmen. Blickt jemand ängstlich zur Seite, verrät er uns damit auch, wo sich das Risiko versteckt.

Weit weniger eindeutig sind die Verhältnisse, wenn jemand seinen ärgerlichen Blick woanders hin wendet: Wird sich seine Aggression auch gegen uns, den Betrachter, richten? Oder können wir uns sicher fühlen? Ähnliche Unsicherheit hinterlässt ein ängstliches Gegenüber, das uns direkt in die Augen sieht – wenn wir es nicht selbst sind, wo ist dann die Quelle seines Unbehagens? Müssen wir uns also fürchten oder nicht?

Aus früheren Untersuchungen ist bereits bekannt, dass in den eindeutigen Fällen – also ärgerliche Gesichter mit direktem Augenkontakt und ängstliche, aber seitwärts gerichtete Blicke – schneller und genauer verarbeitet werden als unter jeweils umgekehrten Vorzeichen. Und Reginald Adams vom Dartmouth College und seine Kollegen konnten nun mit funktioneller Magnetresonanzspektroskopie (fMRI) nachweisen, dass der Mandelkern nur dann stärker gefordert wird, wenn die Gefühlsentscheidung nicht so einfach und klar zu fällen ist: Erst ein ärgerlicher Blick zur Seite oder ein direkter ängstlicher Blick brachten ihn richtig auf Trab, in den anderen Fällen blieb er relativ gelassen.

Damit klären die Forscher ein altes Rätsel, über das sich Neurowissenschaftler schon länger wunderten – warum in den meisten Studien bisher nur ängstliche Eindrücke eine rege Aktivität in der Amygdala hervorriefen, Ärger hingegen sie überraschend wenig reizen konnte. Bei den meisten Untersuchungen, so erklärt Adams, seien nämlich Gesichter verwendet worden, die dem Betrachter direkt in die Augen blickten. Und da ist im Falle von Ärger die Bedrohungsrichtung ja geklärt. Zukünftige Studien sollten daher wohl auch die Blickrichtung im Auge behalten.

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