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News: Scheuer Gigant

Wissenschaftler sind auf einen 4300 Meter hohen Vulkan gestoßen - nicht etwa auf dem Mars oder der Venus, sondern vor den Samoa-Inseln im Südpazifik. Der Gigant liegt unter Wasser und könnte dazu beitragen, Fragen zur Enstehung sogenannter Hot-Spot-Ketten wie den Hawaii-Inseln zu klären.
"Wolf im Schafspelz" ist die freie Übersetzung für "Fa'afaine" aus der Sprache der Samoa. Und denkt man an seine Größe, so ist es wohl ein passender Name für den Vulkan, der bisher auf keiner ozeanographischen Karte zu finden war. Hat man denn nie gesuch? Ist das Meer zu groß? Oder warum fand man den Riesen erst jetzt? Zwar wurden bereits vor Jahren Satellitenaufnahmen von der Region gemacht, diese gaben aber nur wenige Hinweise auf die tatsächliche Größe des Giganten. Sie zeigten lediglich eine hügelartige geologische Formation, eine von vielen in der Nähe der Inselkette. Selbst Mitentdecker Stan Hart scheint noch überrascht: "Da wurde ein wirklich großer, vielleicht sogar aktiver Vulkan in einem Gebiet entdeckt, welches als gut vermessen galt." Auf Fa'afaine aufmerksam wurden die Froscher von der Woods Hole Oceanographic Institution, als es in der Region im Jahr 1995 eine große Zahl an Erdbeben gab. Gefunden haben sie ihn erst jetzt.

Fa'afaine ragt 4300 Meter über den Meeresboden und durchmißt an seinem Fuß über 35 Kilometer. Seine Spitze wird durch einen nahezu perfekt kreisförmigen Krater markiert, der zwei Kilometer breit und 400 Meter tief ist – alles unter Wasser und entdeckt mit Hilfe des Forschungsschiffs Melville.

Harts Gruppe beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entstehung und Entwicklung sogenannter Hot-Spots. Die Entdeckung von Fa'afaine zeigt, daß die Samoa-Inseln auf ganz ähnliche Weise enstanden sein könnten wie Hawaii, dem prominentesten Vertreter von Hot-Spot-Inselketten. Diese vulkanische Kette liegt dort, wo die Pazifische Platte langsam nordwestlich über eine heiße aufsteigende Strömung im Erdmantel wandert. Solche Strömungen nennen Geologen Hot-Spots. Im Südosten Hawaiis steigt derweil ein neuer ozeanischer Berg empor. In tausend bis hundertausend Jahren wird er eine neue Insel bilden, für die man auch schon einen Namen hat. Sie wird Loihi heißen. Hart glaubt, daß die Samoa-Inseln auf ganz ähnliche Weise entstanden sind. Fa'afaine kennzeichnet dabei wahrscheinlich den augenblicklichen Ort des Hot-Spots. Dies widerspricht der Auffassung anderer Geologen, nach der hauptsächlich die nahegelegende Tonga Trench die Bildung der Samoa-Inseln bewirkte.

Hart und seine Mitarbeiter wollen sich erneut zu Fa'afaine aufmachen. Mit einer ferngesteuerten Sonde oder einem bemannten Unterwasserboot möchten sie den Krater des Vulkans genauer untersuchen. Mal sehen, was sie als nächstes finden.

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