Evolution: Schimpansen gebären wie Menschen
Bislang galt die menschliche Geburt als einzigartig im Vergleich zum Gebären bei den nächsten Verwandten: Der Fötus vollführt bei der Passage des Geburtskanals mehrere Drehungen, um schließlich normalerweise mit von der Mutter abgewandtem Blick geboren zu werden. Videoaufnahmen aus Japan zeigen nun aber, dass wohl auch Schimpansenbabys dieselben Rotationen durchleben.
Den Forschern um Satoshi Hirata vom Great Ape Research Institute in Okayama gelang es, drei Schimpansengeburten mit einer Kamera aufzuzeichnen. Alle Mütter waren Erstgebärende, die Schwangerschaften normal verlaufen, die Nachkommen – alles Weibchen – kamen ohne Komplikationen und mit normalem Gewicht zur Welt.
Den Forschern um Satoshi Hirata vom Great Ape Research Institute in Okayama gelang es, drei Schimpansengeburten mit einer Kamera aufzuzeichnen. Alle Mütter waren Erstgebärende, die Schwangerschaften normal verlaufen, die Nachkommen – alles Weibchen – kamen ohne Komplikationen und mit normalem Gewicht zur Welt.
In allen drei Fällen blickten die Kleinen zunächst zum Rücken der Mutter. Der sperrige Schultergürtel kam – wie beim Menschen auch – im nächsten Schritt "hochkant": Kopf und Schultern waren also im Geburtskanal ebenfalls zueinander verdreht. Erst mit dem vollständigen Austritt des Schultergürtels wendeten die Schimpansenmädchen schließlich den Kopf wieder in die richtige Position. In zwei Fällen landeten sie rücklings auf dem weich gepolsterten Boden, in einem Fall griff die Mutter nach hinten, fing das Kleine ab, zog es sofort nach vorne und legte es sich auf die Brust.
Diese Drehungen während der Geburt galten bisher als Folge der typisch menschlichen Beckenanatomie, die sich mit dem aufrechten Gang entwickelte: Die Passage ist extrem schmal und wäre ohne entsprechende Rotationen vom Fötus gar nicht zu durchqueren. Bei Affen hingegen ist der Geburtskanal so weit, dass Forscher Drehungen bisher nicht für nötig hielten – und deshalb offenbar auch nicht danach suchten, so Hirata und Co.
Die schwierige Geburt mit abgewandtem Gesicht sollte, so die These bislang, erst nach der Aufspaltung von Australopithecus und Homo entstanden sein. Sie bietet den entscheidenden Nachteil, dass die Mutter nicht sofort sieht, ob mit dem Nachwuchs alles in Ordnung ist, da sie ihn erst umdrehen muss. Außerdem kann sie das Kleine so schlechter auffangen, da es sich quasi nach hinten wegdreht. Wissenschaftler sahen darin denn auch die Geburt eines der ältesten Berufe der Welt: der Hebamme, die die Frauen in dieser schwierigen Situation unterstützten.
Das allerdings gerät nun ins Wanken. Nicht nur, dass auch der Schimpansennachwuchs diese ungewöhnliche Lage durchlebt, diese Geburtsform also viel älter ist, auch von einer Hebamme ist hier nichts zu sehen: Die Tiere gebären ihren Nachwuchs normalerweise allein. Man wolle zwar von drei Geburten, noch dazu in Gefangenschaft, nicht generell rückschließen, erklären Hirata und Kollegen vorsichtig. Aber eine Neubetrachtung des evolutionären Szenarios der einzigartigen menschlichen Geburt sei wohl angebracht. (af)
Das allerdings gerät nun ins Wanken. Nicht nur, dass auch der Schimpansennachwuchs diese ungewöhnliche Lage durchlebt, diese Geburtsform also viel älter ist, auch von einer Hebamme ist hier nichts zu sehen: Die Tiere gebären ihren Nachwuchs normalerweise allein. Man wolle zwar von drei Geburten, noch dazu in Gefangenschaft, nicht generell rückschließen, erklären Hirata und Kollegen vorsichtig. Aber eine Neubetrachtung des evolutionären Szenarios der einzigartigen menschlichen Geburt sei wohl angebracht. (af)
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