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Verhaltensbiologie: Wann Schimpansinnen im Hotel Mama bleiben

Nicht alle Schimpansenweibchen verlassen ihre angestammte Gruppe. Dass manche der Inzuchtgefahr trotzen und zu Hause bleiben, hat offenbar einen einfachen Grund: Mama.
Schimpansen im Gombe National Park: Gaia mit ihrer Mutter Gremlin

Die Wanderung zu einer neuen Gruppe ist gefahrvoll für die jungen Schimpansenweibchen: Nicht nur müssen sie sich allein und auf sich gestellt durch die Wildnis schlagen, in ihrem neuen Zuhause drohen auch die Attacken eifersüchtiger Alteingesessener. Ihr neues Leben beginnen sie ganz unten in der Hackordnung. Und dennoch treibt es die meisten jungen Affenweibchen dazu, die Gruppe ihrer Eltern und Brüder zu verlassen.

Einige aber bleiben. Das beobachtete schon die bekannte Affenforscherin Jane Goodall in den 1970er Jahren. Erst jetzt haben Wissenschaftler jedoch ausreichend Langzeitbeobachtungen angesammelt, um diesem Phänomen statistisch auf den Grund zu gehen. Demnach entscheidet vor allem der soziale Status der Mutter darüber, ob ein Schimpansenweibchen dauerhaft der Gruppe treu bleibt.

Das ermittelten Kara Walker von der North Carolina State University und Anne Pusey von der Duke University anhand von 45 Jahren der Ganztagsbeobachtung von 31 Schimpansenweibchen im Gombe National Park in Tansania. Hier hatte Pusey in den 1970er Jahren mit Goodall ihre Verhaltensforschung begonnen. Die Ergebnisse publizieren sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins »Current Biology«.

Dahinter könnte eine Abwägung von Nutzen und Risiko einer Auswanderung stehen. Wer die Gruppe wechselt, kann dort zumindest theoretisch selbst einen hohen Status erringen – denselben Status, den die »höheren Töchter« zu Hause schon genießen. In der Gruppe zu bleiben, birgt allerdings die Gefahr von Inzucht, da die Weibchen mit allen Männchen ihrer Gruppe mehr oder weniger nah verwandt sind. Aus evolutionärer Sicht ist es also günstig, sich anderswo auf die Suche nach Paarungspartnern zu begeben. Die Schimpansen bilden hier insofern eine Ausnahme, da nicht wie bei den meisten anderen Säugetieren die Männchen, sondern die Weibchen von zu Hause aufbrechen.

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