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Schlafmedizin: Schlafapnoe geht häufig mit psychischen Beschwerden einher

Nächtliche Atemaussetzer bedingen eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme. Dass selbst die Psyche unter Schlafapnoe leidet, legen Daten aus einer Kohortenstudie nahe.
Ein Mann liegt entspannt mit offenem Mund auf dem Rücken im Bett und schläft mit einem Arm über dem Kopf.
Wenn es nachts wie im Sägewerk klingt, ist das nicht nur für nahebei ruhende Personen ein Problem – der oder die Schnarchende läuft mitunter selbst Gefahr, gesundheitlich Schaden zu nehmen.

Schlafapnoe mindert nicht nur die Schlafqualität und die Konzentrationsfähigkeit – Betroffene haben auch ein um 40 Prozent höheres Risiko, mit einer psychischen Erkrankung zu ringen. Darauf deutet die Auswertung einer kanadischen Gesundheitsstudie hin, an der mehr als 30 000 Menschen im Alter von 45 bis 85 Jahren teilnahmen.

Die Untersuchung hatte zahlreiche Parameter zur Gesundheit dieser Personen erfasst. Fachleute um Jess Fiedorowicz von der University of Ottawa werteten einen Teil davon aus, um zu bestimmen, inwiefern Schlafapnoe und psychische Erkrankungen gehäuft gemeinsam auftraten. Welche Probanden unter der Atmungsstörung gelitten hatten, leitete das Team aus vier Faktoren ab: Schnarchen, Tagesschläfrigkeit, beobachtete Atemaussetzer im Schlaf und Bluthochdruck. Erfüllte eine Person mindestens zwei dieser Kriterien, wurde sie als wahrscheinlich betroffen kategorisiert. Das traf auf rund ein Viertel der Untersuchten zu. Zur Bewertung ihrer mentalen Gesundheit standen dem Forschungsteam gleich mehrere Kennwerte zur Verfügung. Die Ergebnisse aus Fragebögen zu Anzeichen von Depression und Angststörungen sowie Angaben zu psychischen Erkrankungen und Medikamentengaben entschieden darüber, wer als erkrankt eingestuft wurde. 

Mithilfe dieser Werte verglichen die Fachleute, wie häufig Menschen mit und ohne vermutete Schlafapnoe psychisch stark belastet waren. Dabei fanden sie deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen. Diese waren zudem über mehrere Jahre stabil. Das zeigte die Auswertung eines zusätzlichen Datensatzes, bei dem dieselben Probandinnen und Probanden drei Jahre nach ihrem ersten Check noch einmal untersucht und befragt wurden. Auch hier lag ihr Zusatzrisiko bei knapp über 40 Prozent.

Die Arbeitsgruppe wertet das als weiteren Anhaltspunkt dafür, dass Schlafapnoe auf die Psyche schlägt. Hinweise darauf hatten schon frühere Studien aufgedeckt. Ihre Aussagekraft war wegen der kleinen Testgruppen jedoch eher gering. Die neue Untersuchung baut auf umfangreicheren Daten auf, sie weist allerdings nur einen korrelativen Zusammenhang nach. Das heißt: Sie zeigt zwar, dass die beiden Krankheiten gehäuft gemeinsam auftreten, aber nicht, ob und wie sie miteinander in Verbindung stehen. Um zu verstehen, wie sie sich wechselseitig beeinflussen, braucht es deshalb weitere Arbeiten.

Die Folgen von Schlafapnoe werden oft unterschätzt

Schlafapnoe ist ein verbreitetes Leiden. Lautes Schnarchen und zum Teil mehrere Minuten lange Atemaussetzer sind Anzeichen der Atemstörung. Betroffene fühlen sich selbst bei eigentlich ausreichender Schlafdauer unzureichend erholt und müde. Morgens klagen sie mitunter über Kopf- und Halsschmerzen. Zudem fällt es ihnen schwerer, sich zu konzentrieren. Auch ihre Stimmung und ihre Belastbarkeit leiden unter den Effekten des nächtlichen Sauerstoffmangels.

Bei der häufigsten Form, der obstruktiven Schlafapnoe, kann die im Schlaf erschlaffende Halsmuskulatur die Atemwege nicht zuverlässig offenhalten. Diese kollabieren zeitweise, insbesondere in der Rückenlage, was zu den Problemen beim Luftholen führt. Übergewicht ist ein Risikofaktor für die Erkrankung, denn je mehr Gewicht auf der Luftröhre lastet, desto eher wird sie unter dem Druck gequetscht.

Weltweit leiden wahrscheinlich knapp eine Milliarde Menschen an obstruktiver Schlafapnoe. Trotz des großen Einflusses auf das Wohlbefinden wird sie nur selten diagnostiziert und angemessen behandelt: Nur circa zehn Prozent der Betroffenen wissen um die Ursache ihrer Beschwerden. Eine Gewichtsreduktion hilft in vielen Fällen dabei, die Atemaussetzer zu verringern. Zudem gibt es spezielle Atemmasken, die Patienten nachts tragen können. Sie arbeiten mit Überdruck, um die Luftröhre offenzuhalten und ihren Kollaps zu verhindern. Die Methode wirkt sehr gut gegen die Atmungsstörung – ob sie bei Betroffenen auch psychische Beschwerden lindern kann, müssen künftige Studien zeigen.

  • Quellen
Kendzerska, T. et al., JAMA Network Open, 10.1001/jamanetworkopen.2025.49137, 2025

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