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News: Schlaff statt straff

Anstelle einer Haut wie Samt und Seide sind die Gesichter betagter Menschen oftmals gezeichnet von Falten und Runzeln. Gegenwärtig gibt es noch kein Patentrezept, mit dessen Hilfe sich die degenerierten elastischen Fasern erneuern ließen. Aber immerhin scheinen Forscher diesem Traum nach ewiger Jugend nun ein Stück näher gekommen zu sein: Offenbar steht das Protein Fibulin-5 den sich entwickelnden dehnbaren Gebilden hilfreich zur Seite, indem es ihnen vermutlich als eine Art Grundgerüst ihren exakten Platz zuweist.
Im Laufe der Jahre macht einiges unserer äußeren Hüllschicht zu schaffen und hinterlässt deutliche Spuren: Zum natürlichen Alterungsprozess gehört es, dass unsere Haut keinesfalls lebenslänglich glatt und makellos bleibt, sondern statt dessen Falten wirft. Der Grund für dieses Phänomen ist in dem vermehrten Abbau elastischer Fasern zu suchen, die gewöhnlich für die Dehnbarkeit sorgen. Zusätzlich kann dieser Verlust in chronischen Lungenkrankheiten wie dem Lungenemphysem münden, das insbesondere Raucher heimsucht. Durch das Rauchen freigesetzte Enzyme greifen verstärkt elastische Fasern in den Lungen an – mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen.

Für die Struktur und die reibungslose Funktion verschiedener Organtypen sind elastische Fasern somit unentbehrlich; doch bislang blieb es ein Rätsel, wie sich jene Gebilde entwickeln. Nun gelang es Tomoyuki Nakamura und seinen Kollegen von der University of California in San Diego ein Protein ausfindig zu machen, das in diesem Prozess offenbar eine entscheidende Rolle spielt: Fibulin-5. Entdeckt wurde es bereits vor zwei Jahren, doch seine genaue Funktion offenbarte sich erst jetzt in Versuchen mit Mäusen, denen dieses Molekül fehlte.

Schon äußerlich unterschieden sich die Nager ohne Fibulin-5 deutlich von ihren gewöhnlichen Artgenossen. Die Haut jener Tiere bildete eine lockere, runzelige Masse, und ihre Wangen erschienen wie aufgeblasen. Auch ein Blick in das Innenleben der Mäuse enthüllte erstaunliche Befunde: Neben einer steifen, verdrillten Hauptschlagader entdeckten die Forscher Anzeichen eines schweren Emphysems, darunter zerrissene Luftsäcke und bläschenartige Aussparungen über die gesamten Lungen. Einige Versuchstiere zeigten sogar einen Leistenbruch sowie eine vergrößerte Gallenblase und Milz.

Und das Elektronenmikroskop enthüllte die Ursache für die geschilderten Symptome: In hohem Maße war das gesamte System elastischer Fasern durcheinander geraten, das aus dem Eiweißstoff Elastin und Mikrofibrillen-Proteinen besteht. Offenbar kommt Fibulin-5 beim Aufbau dieses dehnungsfähigen Netzwerkes eine entscheidende Bedeutung zu: Möglicherweise dient es den elastischen Fasern als eine Art "Ankergrund", indem es ihnen dabei hilft, sich in der Haut, den Lungen und Blutgefäßen zu stabilisieren und richtig anzuordnen.

Abgesehen von Elastin selbst, war bislang kein anderes einzelnes Molekül bekannt, dass für die Entwicklung von elastischen Fasern und ihren Reifungsprozess lebenswichtig ist, betonen die Forscher. Nun setzen sie große Hoffnungen in Fibulin-5: Falls es eines Tages gelingen sollte, entartete dehnbare Gebilde zu erhalten oder zu erneuern, ist jenes Protein höchstwahrscheinlich ein unabkömmlicher Bestandteil dieses Rezeptes, spekuliert Nakamura. Auf diese Weise ließe sich dereinst vielleicht nicht nur die Elastizität von verletzter Haut wieder herstellen, sondern eventuell könnten sich damit auch störende tiefe Furchen im Gesicht glätten lassen.

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