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News: Schlaganfall: Jede Minute zählt

Pro Jahr erleiden drei bis vier Menschen pro 1.000 Einwohner einen Schlaganfall. Im Fall des Falles zählt immer jede Minute. Moderne Therapien können in den ersten Stunden nach dem Schlaganfall etwa die Hälfte der sonst bleibenden Behinderungen verhüten. Diese Meinung vertraten Fachleute auf der 9. European Stroke Conference (24. bis 27. Mai 2000) in Wien.
Der Leiter der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Mannheim, Michael Hennerici, äusserte sich auf der 9. European Stroke Conference zum Thema Schlaganfall: "Zwanzig Prozent der Schlaganfälle sind Blutungen, 80 Prozent Durchblutungsstörungen im Gehirn. Mit den modernen bildgebenden Methoden können wir binnen zwanzig Minuten die Diagnose stellen."

Deshalb sollte jeder Patient mit Schlaganfall-Verdacht sofort in eine Spezialabteilung gebracht werden. Für die optimale Akutbehandlung mit Medikamenten, welche das aufgetretene Blutgerinnsel in einer Gehirnarterie wieder auflösen (Lyse), kann es eigentlich gar nicht früh genug sein. Das zeitliche "Fenster" beträgt ab dem Auftreten der Symptome maximal sechs Stunden.

Hennerici weiter: "An der Sterberate der Schlaganfallpatienten hat die Lyse nichts geändert. Aber wir können durch diese Behandlung etwa die Hälfte der funktionellen Defizite in einen Zustand bringen, in dem die Patienten nach dem Schlaganfall ohne Behinderungen leben können." An Kosten pro Schlaganfallpatient wird mit rund 80 000 Euro gerechnet. Achtzig Prozent davon entfallen auf die Langzeitpflege von Kranken, die ein bleibende Behinderung erleiden.

Da Schlaganfälle häufig durch das "Hochschießen" von Blutgerinnseln aus verengten Halsschlagadern entstehen, wird seit Jahrzehnten versucht, solche "Kalkbeläge" per Operation zu beseitigen. Das hat zumindest bei Patienten, die schon einen Schlaganfall erlitten haben, einen schützenden Effekt.

Doch in Zukunft könnten diese aufwendigen Eingriffe durch eine neue Methode ersetzt werden. Per Katheter wird in die Halsschlagader (Karotis) ein aufklappbares Netzgitter eingeschoben und dann aufgedehnt. Es soll die Verengung beseitigen und das Blutgefäß dauerhaft offen halten.

Prof. Dr. Franz Thaddäus Aichner von der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz: "Derzeit gibt es schon Erfahrungen mit rund 4 000 Patienten. Die technische Durchführung ist nahezu perfekt. Solche Stents werden bereits seit längerem zur Behebung von Verengungen der Herzkranzgefäße eingesetzt." In rund drei Jahren soll im Rahmen einer großen internationalen Studie gezeigt werden, ob solche Karotis-Stents den herkömmlichen Operationen ebenbürtig sind.

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