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News: Schleimiger Schutz

Sieht ein Raubfisch nach oben, erscheint ihm ein höher schwimmender Tintenfisch gegen das Mondlicht als dunkler Leckerbissen. Um sich vor seinen Feinden zu schützen, lassen sich die Tiere von leuchtenden Bakterien helfen, die den Schatten auslöschen. Um trotz deren Seltenheit eine ausreichende Anzahl von ihren Symbiosepartnern zu fangen, werfen Tintenfische schleimige Netze aus.
Viele Organismen arbeiten mit Bakterien zusammen, wobei sie deren biochemische Dienste in Anspruch nehmen. Der Tintenfisch Euprymna scolopes beispielsweise beherbergt Bakterien der Art Vibrio fischeri, deren Leuchten er zur Tarnung benutzt. Diese Verkleidung ist zwar sehr effektiv, aber nicht leicht zu bekommen. Denn frisch geschlüpfte Tintenfische müssen die seltenen Bakterien erst einmal aus dem Meerwasser fischen. Dafür verwenden sie winzige Haare, um das Wasser beim Eingang in ihr Leuchtorgan zu durchkämmen. Doch wegen der geringen Zahl glühender Bakterien ist es unwahrscheinlich, dass diese rein zufällig in den Tintenfisch gelangen.

Das Team um Margaret McFall-Ngai von der University of Hawaii hat anhand von modifizierten Bakterien untersucht, wie die Fische sie einfangen. Da die veränderten Vibrio fischeri ein fluoreszierendes Protein erzeugen, konnten die Wissenschaftler ihren Weg unter dem Mikroskop verfolgen. Zu ihrer Überraschung wirft der Tintenfisch ein schleimiges Netz aus, wenn er sich in der Nähe der leuchtenden Bakterien befindet. Nachdem Tausende von ihnen in dem Netz gefangen sind, wandern sie in das Leuchtorgan des Tintenfischs. Dort gründen sie eine Kolonie, in der sie das Licht erzeugen, das den Tintenfisch schützt (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 29. August 2000)

Genau so gehen auch einige Pflanzen vor, damit sich Stickstoff bindende Bakterien an ihren Wurzeln sammeln, sagt McFall-Ngais Mitarbeiter Ned Ruby. Peter Greenberg von der University of Iowa in Iowa City erklärt, dass die menschlichen Lungen ganz ähnlich unerwünschte Bakterien einfangen und beseitigen. Der Wissenschaftler hofft, dass weitere Details darüber, wie der Tintenfisch sein Netz auswirft, "uns Hinweise geben werden, wie wir Erkrankungen der menschlichen Lunge heilen können."

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