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Schmerzmittel: Wie Paracetamol wirklich wirkt

Seit Jahrzehnten wird Paracetamol gegen Schmerzen eingenommen. Bislang dachte man, es wirke vor allem in Gehirn und Rückenmark, doch die entscheidende Schmerzlinderung findet viel früher statt.
Eine ältere Frau mit grauem Haar sitzt auf einem Sofa und hält sich mit beiden Händen die Schläfen, als ob sie Kopfschmerzen hat.
Nach Ibuprofen ist Paracetamol das zweitbeliebteste Schmerzmittel in Deutschland.

Paracetamol zählt zu den bekanntesten Schmerzmitteln, aber wie genau es Schmerzen lindert, ist noch nicht vollständig verstanden. Bisher nahm man an, dass das Medikament ausschließlich im zentralen Nervensystem wirkt, also im Gehirn und im Rückenmark. Doch laut einer Studie der Hebrew University of Jerusalem blockiert es auch gezielt Schmerzen dort, wo sie entstehen.

Die Forscher konnten zeigen, dass nach der Einnahme von Paracetamol zunächst das Zwischenprodukt 4-Aminophenol in der Leber entsteht. Dieses gelangt über den Blutkreislauf in das Gehirn und ins periphere Nervensystem. Dort wandelt das körpereigene Enzym FAAH den Stoff in das Abbauprodukt AM404 um.

Zwar ist bekannt, dass AM404 die Wirkung von Paracetamol vermittelt, unklar war jedoch, wie es genau zur Schmerzlinderung beiträgt. Man nahm an, dass der Stoff etwa an Cannabinoidrezeptoren in Neuronen des Zentralnervensystems wirkt. Die neue Studie zeigt, dass AM404 zudem direkt in den peripheren Nervenenden entsteht, die Schmerzreize wahrnehmen. Es blockiert zwei bestimmte Natriumkanäle in den schmerzempfindlichen Neuronen, die normalerweise entsprechende Signale zum Rückenmark leiten. Der Schmerz wird also schon an seinem Ursprung bekämpft.

In Tierversuchen konnten die Forscher diesen Mechanismus sowohl bei akutem als auch bei entzündungsbedingtem Schmerz nachweisen. Der Effekt ähnelt mechanisch dem von Lokalanästhetika, ist aber selektiver. Die Erkenntnisse zu AM404 eröffneten deshalb neue Ansätze für präzisere Schmerzmittel mit weniger Nebenwirkungen, schreiben die Autoren.

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