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Insektensterben: Alarmierender Schmetterlingsschwund

Die bislang umfangreichste Studie zum Schmetterlingssterben in den Vereinigten Staaten zeichnet das Bild eines kontinuierlichen Rückgangs, wie wir es schon aus Europa kennen. Bessere Schutzmaßnahmen sind dringend notwendig, damit sich die Bestände wieder erholen können.
Ein weißer Schmetterling sitzt auf einer lila blühenden Pflanze, in einem Feld mit gleichen Pflanzen vor unscharfem Hintergrund. Der männliche Schmetterling ist von der Seite zu sehen, seine Flügel sind geschlossen.
Appias drusilla ist laut der US-Studie die am stärksten betroffene Art. Sie verzeichnet einen jährlichen Rückgang von mehr als 40  Prozent.

Schmetterlinge sind nicht nur wunderschön, sie sind auch essenziell für die Gesundheit von Ökosystemen. Neben Bienen gelten sie als einer der wichtigsten Pflanzenbestäuber und sind Nahrung für zahlreiche Tierarten. Doch leider fallen auch sie zunehmend dem weltweiten Insektensterben zum Opfer. Dass die traurigen Zahlen zum Rückgang von Schmetterlingen, die wir aus Europa kennen, ebenso für die Vereinigten Staaten gelten, belegt nun die bis dato umfassendste US-Analyse von mehr als 76 000 Einzelerhebungen. Demnach hat sich zwischen 2000 und 2020 die Gesamtzahl der Schmetterlinge dort um 22 Prozent reduziert. Das Team publizierte seine Ergebnisse im renommierten Fachjournal »Science«.

»Insekten gehen mit Raten von ein bis zwei Prozent pro Jahr zurück, wie mehrere Studien belegen«, sagt Koautorin Eliza Grames von der Binghamton University in New York in einer Pressemitteilung. »In dieser weiteren Arbeit haben wir eine sehr ähnliche Rückgangsrate festgestellt, was das Bild des weltweiten Insektenschwunds untermauert.«

»Für diejenigen, die sich des Insektensterbens noch nicht bewusst waren, sollte dies ein Weckruf sein«Collin Edwards, Biologe

Die Fachleute um Collin Edwards von der Washington State University in Vancouver nutzten alle verfügbaren Beobachtungsdaten der vergangenen 20 Jahre und schauten sich die Ergebnisse von 76 000 einzelnen Erhebungen aus 2500 Orten in den USA an. Dabei berücksichtigten sie Unterschiede in den Methoden und Regionen, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Ihre Berechnungen umfassten am Ende mehr als 12,6 Millionen Schmetterlinge von 554 verschiedenen Arten.

Das Fazit der Studie: Die Zahl der Individuen verminderte sich jährlich um 1,3 Prozent, was einem Gesamtverlust von 22 Prozent zwischen 2000 und 2020 entspricht. Bei einem Drittel der Schmetterlingsarten verzeichneten die Forscher einen deutlichen Rückgang, 107 Arten nahmen sogar um mindestens die Hälfte ab, 22 davon um mehr als 90 Prozent. Das Bild fand sich in allen Regionen der USA. Am stärksten betroffen war der Südwesten, was mit anderen Erkenntnissen übereinstimmt, wonach Schmetterlinge in trockenen und heißen Klimazonen überproportional stark zurückgehen.

Das Ausmaß des Schmetterlingsverlustes lasse laut den Autoren auf vielfältige Bedrohungen schließen, darunter Lebensraumverlust, Klimawandel und Pestizideinsatz. »Für diejenigen, die sich des Insektensterbens noch nicht bewusst waren, sollte dies ein Weckruf sein«, sagte Collin Edwards in einer Pressemitteilung. »Wir brauchen dringend auf lokaler sowie nationaler Ebene Schutzmaßnahmen, um Schmetterlingen und anderen Insekten zu helfen. Wir hatten noch nie ein so klares und überzeugendes Bild wie jetzt.« Einen Hoffnungsschimmer gebe es allerdings. So haben Schmetterlinge unter den richtigen Bedingungen das Potenzial für ein schnelles Populationswachstum, so dass eine Erholung der Bestände möglich sei.

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