Direkt zum Inhalt

Schmuddelwetter: Jetzt auch im Winter Regen auf Grönland

Immer häufiger regnet es in Grönland - sogar in der kalten Jahreszeit. Ursache: ein spezielles Wettermuster über dem Ozean und höhere Temperaturen über dem Eis.
Gletscher in Island

Ein seltenes Wetterereignis wird häufiger: Regen, mitten im Winter, auf dem zweitgrößten Eisschild der Welt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung in »The Cryosphere«, in der eine Arbeitsgruppe um Marilena Oltmanns vom GEOMAR in Kiel den Ursprung von Schmelzereignissen auf der grönländischen Eiskappe analysiert. Wie das Team schreibt, entstehen starke Schmelzepisoden durch eine spezifische Wetterlage: Wenn ein Tiefdruckgebiet südlich von Grönland und ein Hochdruckgebiet südöstlich liegen, drücken sie gemeinsam warme, feuchte Meeresluft von Süden weit ins Landesinnere. Die Feuchtigkeit fällt dann als Niederschlag – und selbst im Winter immer öfter als Regen. Der Regen wiederum ist ein wesentlicher Faktor bei der Eisschmelze, denn das flüssige Wasser transportiert sehr viel Wärme zur Eisoberfläche und macht sie zusätzlich dunkler. Ursache für den häufigen Regen ist die deutlich gestiegene mittlere Lufttemperatur über dem gesamten Eisschild, die seit 1988 in den Wintermonaten um drei, im Sommer immerhin noch um fast zwei Grad Celsius gestiegen ist. Dadurch hebt ein Warmluftschub vom Meer die Temperatur häufiger über den Gefrierpunkt.

Das von der Arbeitsgruppe identifizierte Wettermuster ist für etwa 40 Prozent der jährlichen Niederschläge auf Grönland verantwortlich – und für 28 Prozent der gesamten Eisschmelze an der Oberfläche. Das ist umso bemerkenswerter, weil solche Ereignisse inzwischen laut der Analyse auch im Winter den Eisschild schrumpfen lassen: Selbst im Winter falle der größte Teil des Niederschlags in den tiefer gelegenen Gebieten als Regen, nicht als Schnee, der den Eisschild wachsen lassen würde. Neben der höheren Lufttemperatur sind zwei weitere Effekte für die Schmelze verantwortlich. Zum einen enthält der Wasserdampf in der Luft Energie, die beim Kondensieren als zusätzliche Wärme frei wird; zum anderen hält die Wolkendecke ebenfalls Wärme fest. Entsprechend nimmt die Eisoberfläche in einer Periode mit Luftströmung aus Süden auch mehr Infrarotstrahlung auf, wie die Arbeitsgruppe feststellte. Insgesamt habe sich die Eisschmelze durch Regen seit 1988 im Sommer verdoppelt, im Winter gar verdreifacht.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.