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Bodentemperaturen: Schneearme Winter bremsen Baumwachstum

Steigen die Temperaturen im Boden, wachsen Bäume erst einmal schneller und lagern mehr Kohlenstoff ein. Der Effekt fällt aber deutlich kleiner aus, wenn im Winter die isolierende Schneedecke fehlt.
Ein verschneiter Wald mit hohen, schneebedeckten Bäumen. Der Boden ist mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt, und die kahlen Äste der Bäume sind ebenfalls mit Schnee bestäubt. Die Szene vermittelt eine ruhige, winterliche Atmosphäre.
Immer häufiger bleibt im Winter die isolierende Schneedecke aus.

Wenn im Winter weniger Schnee liegt, lagern Bäume beim Wachsen weniger Kohlenstoff ein. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam von der Boston University, das Ahornbäume zehn Jahre lang unter experimentellen Bedingungen beobachtet und vermessen hat. Ihre Ergebnisse haben die Fachleute im Magazin »PNAS« veröffentlicht.

In einem Forschungswald im US-Bundesstaat New Hampshire teilten die Wissenschaftler einen Rotahorn-Baumbestand in sechs verschiedene Parzellen auf, in denen die Pflanzen unter verschiedenen Bedingungen wuchsen: In zwei Parzellen verlegten die Fachleute eine Art Fußbodenheizung, die im Sommer die Bodentemperatur um fünf Grad Celsius erhöhte. Zwei weitere Parzellen erhielten im Sommer die gleiche Sonderbehandlung, zusätzlich wurde dort im Winter die Schneedecke regelmäßig entfernt. Die übrigen zwei Parzellen dienten als Referenz ohne Heizung und Schneeräumdienst. Zehn Jahre lang dokumentierten die Wissenschaftler, wie viel Schnee lag, welche Temperaturen im Boden herrschten und wie stark die Bäume wuchsen.

Fußbodenheizung im Sommer für mehr Wachstum

Zunächst zeigte sich ein grundlegender Effekt der sommerlichen Erwärmung: Die Bäume auf den im Sommer beheizten Böden wuchsen während der warmen Monate stärker als die Bäume in den Referenzparzellen. Allerdings war dieser sommerliche Zuwachs deutlich geringer, wenn im Winter die Schneedecke fehlte: Diejenigen Bäume, die auf dem im Sommer beheizten Boden wuchsen und im Winter ihre Schneedecke behalten durften, lagerten um bis zu 63 Prozent mehr Kohlenstoff ein als die Referenzbäume. Die Bäume, denen im Winter die Schneedecke entzogen wurde, lagerten nur rund 31 Prozent mehr Kohlenstoff ein.

Die Fachleute führen das darauf zurück, dass durch die fehlende Isolation des Schnees der Boden mehr Zyklen durchläuft, in denen er gefriert und wieder auftaut. Das schädigt die Wurzeln und hemmt die Bäume in ihrem Wachstum, denn so nehmen sie weniger Nährstoffe über die Wurzeln auf und lagern weniger Kohlenstoff durch Fotosynthese ein. Klimamodelle berücksichtigen den Effekt derzeit noch nicht, schreibt das Team – deshalb könnten aktuelle Modellierungen den positiven Effekt, den höhere Temperaturen im Sommer auf das Baumwachstum haben, systematisch überschätzen.

Wie das Team selbst schreibt, ist die Studie klein und beschränkt sich nur auf eine Baumart. Inwiefern sich die Ergebnisse auf andere Arten und Lebensräume übertragen lassen, müssen daher weitere Experimente zeigen.

  • Quellen
Conrad-Rooney, E. et al., PNAS 10.1073/pnas.241287312, 2025

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