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Schnelltests bei Kindern: Negative Ergebnisse sind nicht verlässlich

Wie gut funktionieren Antigen-Schnelltests bei Kindern? Eine Auswertung von 17 Studien in acht Ländern ergab: Rund jedes dritte infizierte Kind bleibt unerkannt.
Einem Jungen wird mit einem Stäbchen eine Probe aus dem Mund entnommen

Antigen-Schnelltests schlagen bei Kindern, die laut einem PCR-Test mit dem Coronavirus infiziert sind, nicht zuverlässig an: Die Infektionen werden im Durchschnitt nur in knapp zwei von drei Fällen erkannt. Das zeigt eine Auswertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) über 17 Studien, die Antigen-Schnelltests mit PCR-Tests, dem Goldstandard in der Covid-Diagnostik, verglichen haben.

Wie die Forschungsgruppe um Naomi Fujita-Rohwerder berichtet, kamen in den Studien insgesamt acht verschiedene Schnelltests zum Einsatz. 6355 Kinder wurden getestet, die meisten aus den USA und Spanien. Je nach Studie waren zwischen 4 und 50 Prozent der Kinder laut PCR-Test positiv.

Die gute Nachricht: Rund 99 Prozent der nicht infizierten Kinder wurden von den Schnelltests als solche erkannt. Die schlechte: Von den infizierten Kindern mit Symptomen erkannten die Tests im Mittel nur zirka 72 Prozent (auf diesen Wert kam auch die einzige deutsche Studie). Von den infizierten Kindern ohne Symptome wurden sogar nur 56 Prozent entdeckt.

Kein Test erfüllte die Minimalanforderungen der Weltgesundheitsorganisation oder der US-Arzneimittelbehörde FDA, schreibt das Team vom IQWiG. Ab Mai 2022 sollen Antigentests für ihre Zulassung von unabhängigen Labors überprüft werden. Derzeit dürfen die Hersteller ihren Tests selbst bescheinigen, dass sie ein vorliegendes Virus erkennen. Die Daten wären jedoch oft »überoptimistisch« und entsprächen nicht der Praxis, sagen die Forschenden.

Allerdings seien die Tests von Herstellerseite nur für symptomatische Fälle gedacht. Denn die weisen in der Regel eine höhere Viruslast auf, und dann falle die Sensitivität – der Anteil der erkannten Infektionen – höher aus. Doch einen Schwellenwert dafür, ob ein Mensch infektiös ist oder nicht, gebe es bislang nicht. Das Ansteckungsrisiko, das von den infizierten Kindern in der vorliegenden Studie ausging, sei entsprechend nicht bekannt.

Die gemessene Sensitivität hängt auch noch von anderen Faktoren ab, darunter einer fachgerechten Probenentnahme. In den vorliegenden Studien wurden die Proben in Krankenhäusern und Gemeindezentren entnommen, bis auf eine Studie von ausgebildetem Personal. Die Gruppe empfiehlt deshalb dringend, die Trefferquote auch für Selbsttestungen zu bestimmen.

Schnelltests nicht dazu geeignet, eine Infektion auszuschließen

Das Fazit der Forschenden: Antigen-Schnelltests könnten dennoch ein gutes Werkzeug sein, um eine Infektion mit Sars-Cov2 zu erkennen – nicht aber, um sie verlässlich auszuschließen. Dafür bräuchte es eine Sensitivität von 97 Prozent. Ob sich eine niedrigere Trefferquote durch wiederholtes Testen ausgleichen lasse, werde noch kontrovers diskutiert.

Die kleine Stichprobe von acht Tests sage nichts aus über die mehr als 500 weiteren Antigentests aus, die in der EU auf dem Markt sind, räumen die Autorinnen und Autoren des IQWiG ein. Die Schnelltests unterscheiden sich deutlich darin, wie gut sie infizierte Proben erkennen. Ebenso wenig könne man die vorliegende Ergebnisse auf neuere Varianten übertragen: Die Daten der 17 Studien stammten überwiegend aus dem Herbst und Winter 2020/21.

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