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News: Schon vor Kyoto: Bürger äußerten sich zum Klimaschutz

Klimaverträgliche Energieversorgung ist ein Thema, das durch die Klimaschutzkonferenz in Kyoto wieder einmal in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist. Welche Maßnahmen aber würden sogenannte „einfache Bürger” zur Rettung unserer Zukunft ergreifen? Im letzten Jahr wurde 220 Bürgern die Gelegenheit gegeben, sich in 4-tägigen Bürgerforen intensiv mit Klimaschutz auseinanderzusetzen und einen Maßnahmenkatalog zu entwerfen. Schon die Vorschläge, auf die sich die Mehrheit einigen konnte, würde ausreichen, um eine spürbare Verringerung des CO2-Ausstoßes zu erreichen.
Die Situation bei der Klimaschutzkonferenz im japanischen Kyoto scheint ziemlich aussichtslos. Zu groß ist die Zahl der unterschiedlichen Standpunkte und Vorschläge, als daß eine weltweite Einigung über eine wirksame Reduzierung der Emissionen des Treibhausgases CO2 in greifbare Nähe gerückt wäre. Handfeste Maßnahmen, wie zumindest in Baden-Württemberg der Kohlendioxidausstoß reduziert werden kann, haben dagegen Bürgerinnen und Bürger des Landes bereits 1996 erarbeitet. In elf „Bürgerforen” setzten sich 220 zufällig ausgewählte Teilnehmer jeweils vier Tage lang mit dem Thema „Klimaverträgliche Energieversorgung” auseinander. Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (Stuttgart) wollte damit Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung einer zukünftigen, umweltverträglichen Energieversorgung einbeziehen. Allerdings: „Es ergab sich kein Szenario, welches das Ziel der Bundesregierung einer 25 %-igen CO2-Reduktion im vollständigen Konsens aller beteiligten Bürger erreichen könnte”, zieht Wolfgang Weimer-Jehle, Mitorganisator der Bürgerforen, ein Fazit. Die Akademie untersucht daher, wie auf der Basis eines breiten Konsenses wenigstens Teilreduktionen erreicht werden können. Bemerkenswertes Ergebnis bisher: Maßnahmen, denen die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer zustimmten, würden die CO2-Emission spürbar verringern.

80 Prozent der beteiligten Bürgerinnen und Bürger würde nach den Ergebnissen der Foren einem Maßnahmenkatalog zustimmen, der den Kohlendioxidausstoßes immerhin um 13 Prozent senken würde. Dazu müßte der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch der Pkw-Flotte auf 6,4 l/100 km und der Heizenergiebedarf gegenüber dem Jahr 1990 durch Altbausanierung und höhere Neubauanforderungen um rund 20 Prozent reduziert werden. Zusätzlich müssten die Wohnräume und das Wasser in den Haushalten verstärkt mit Erdgas, Fernwärme und regenerativen Energien anstatt mit Heizöl erwärmt werden.

Ebenfalls 80 Prozent der Teilnehmer hatten keine Einwände, die Stromerzeugung aus Kohle aus Klimaschutzgründen um rund die Hälfte zu senken. Außerdem plädierte die Mehrheit dafür, die Nutzung der Kernenergie trotz ihres Beitrags zur CO2-armen Stromerzeugung deutlich zu verringern. Dafür sollen verstärkt Erdgas in modernen Kombikraftwerken und regenerative Energieträger zur Stromerzeugung eingesetzt werden.

Und auch von der Industrie erwarten 80 % der Bürgergutachter einen effektiveren Umgang mit Energie: Eine Effizienzsteigerung von rund 28 % als Beitrag zum Klimaschutz, was über die bisherige Selbstverpflichtungserklärung der Industrie von 20 % Effizienzsteigerung hinausgeht.

Die Bürgerforen fanden unter Leitung der Akademie in sechs Städten Baden-Württembergs statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden zunächst durch Fachreferate und Gruppenarbeiten auf ihre Aufgabe vorbereitet. In Kleingruppen durften die Teilnehmer mit Computerunterstützung selbst Energieszenarien austüfteln. Außerdem waren drei Expertenvorschläge zur künftigen Energieversorgung zu bewerten.

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