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Reliquien: Schwarzer Peter im Kuttenquartett

In Italien existieren vier verschiedene Kutten des Heiligen Franz von Assisi. Zumindest einen von ihnen sortierten italienische Physiker aus: Das Mönchskleidung, das in der Basilika Santa Croce in Florenz aufbewahrt wird, ist definitiv jüngeren Datums. Nach einer Radiokarbondatierung des Gewebes stellten die Wissenschaftler um Pier Andrea Mandò vom Italian National Institut of Nuclear Physics fest, dass das Schaf, das die Wolle lieferte, etwa 80 Jahre nach dem Tode des Heiligen lebte.

Das Gewand aus Cortona in der Nähe von Arezzo könnte Franziskus allerdings schon getragen haben, denn dieses datierten die Forscher nach der gleichen Untersuchung in die Zeit zwischen 1155 und 1225 – der berühmte Mönch lebte von 1181/1182 bis 1226. Ein Leichenkissen und ein Evangelium, die zur Kutte gehören, stammen ebenfalls aus der Zeit. Letzteres hatten Paläographen genauer unter die Lupe genommen.

Der Franziskaner-Orden selbst hatte die Untersuchungen in Auftrag gegeben. Damit wollte er in erster Linie bestätigt wissen, ob Elia Bombarone – der Nachfolger Ordensgründers Franziskus – einen echtes Gewand mitgebracht hatte. Nach Pater Antonio Di Marcantonio ist dies nun sicher.

Die anderen beiden Roben in Assisi und in La Verna bei Arezzo wurden noch nicht genauer datiert. Alle vier Reliquien ziehen jährlich Millionen Pilger an. Ob sich das in Florenz nun ändert, bleibt abzuwarten. Die Kirche geht nur selten das Risiko einer genaueren Beleuchtung von Reliquien ein, da bei vielen ein unbefriedigendes Ergebnis zu erwarten wäre wie jetzt in der Renaissance-Metropole am Arno.

Sebastian Hollstein

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