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Schwertwale: Mindestens 17 Haie im Fressrausch getötet

Wenn »Port« und »Starboard« auftauchen, fliehen Haie vor Südafrikas Küsten. Wer das versäumt, muss um sein Leben fürchten.
Schwertwale
Zwei Schwertwale (Symbolbild) machen vor der südafrikanischen Küste Jagd auf Haie. Sie haben es auf deren Leber abgesehen.

Seit 2017 sind selbst Weiße Haie vor der südafrikanischen Küste nicht mehr vor Fressfeinden sicher: Damals tauchte ein Schwertwalpaar im Meer vor der Region Gansbaai auf und macht seitdem Jagd auf die Raubfische. »Port« und »Starboard«, wie die Meeressäuger genannt werden, beschränken sich dabei aber nicht nur auf Weiße Haie, wie ein Ereignis von Anfang März 2023 zeigt: Im Fressrausch erlegten die beiden Wale mindestens 17 und vielleicht sogar 19 Breitnasen-Siebenkiemerhaie (Notorynchus cepedianus), eine rund drei Meter lange und über 100 Kilogramm schwere Art, sowie einen Tüpfelhai (Triakis megalopterus). Das berichten Medien unter Berufung auf die Haiforscherin Alison Towner vom Dyer Island Conservation Trust.

Die toten Haie wurden nach einem Sturm angespült und wiesen typische Bissspuren auf, deren Abdrücke auf die Schwertwale hinweisen. »Port« und »Starboard« wurden zuvor in den Gewässern der Region gesichtet; und Beobachtungsdaten zeigten, dass sie in einem kleinen Gebiet über zwei Stunden hinweg immer wieder zur Jagd abtauchten. Wie in den anderen Fällen hatten es die Schwertwale auf die fettreiche Leber der Haie abgesehen: Deren Bauch war in dem Bereich aufgerissen und das Organ fehlte. Zudem verspeisten die Superprädatoren teilweise die Mägen der Haie samt Inhalt.

»Das ist die größte Menge an Haien, die die Orcas in diesem Gebiet auf einmal getötet haben«, wird Towner zitiert. Es sei zudem die erste Beobachtung davon, dass die beiden Schwertwale weitere große Haiarten jagen; bislang kannte man nur ihre Nachstellungen auf Weiße Haie. Wegen der Attacken meidet diese Art inzwischen Teile der südafrikanischen Küste: Vor Kapstadt werden sie kaum noch beobachtet; sobald »Port« und »Starboard« auftauchen, fliehen die Raubfische und kehren oft über Wochen nicht mehr zurück. Da Haitauchen ein wichtiger Erwerbszweig für südafrikanische Tourismusanbieter ist, hat das Verhalten der Meeressäuger auch wirtschaftliche Folgen.

Wegen ihrer krummen Rückenflossen sind »Port« und »Starboard« leicht erkennbar und wurden schon an verschiedenen Teilen der Küste von Namibia bis Port Elizabeth an der südafrikanischen Ostküste entdeckt. Im Mai 2022 gelang es sogar, einen der beiden Orcas zusammen mit vier Artgenossen bei der Jagd auf einen Weißen Hai zu filmen. Biologen rätseln seitdem, ob die beiden Schwertwale ihr Verhalten an Artgenossen weitergeben, die es von ihnen lernen. Sollte sich das bestätigen, könnte sich die Haijagd ausbreiten – mit Folgen für das Ökosystem: Haie sind Topprädatoren, ihr Ausfall verändert die Nahrungsketten im Meer. Insgesamt spielten die Schwertwale aber eine untergeordnete Rolle, wenn es um zurückgehende Bestände bei Haien geht: Wir Menschen fischen jährlich Hunderttausende der Fische aus dem Meer.

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