Nach der Entdeckung einer Frauenfigur auf den Orkney-Inseln 2009 kann die Inselgruppe vor Schottlands Küste einen weiteren Fund aus der Jungsteinzeit verzeichnen: Bei Ausgrabungen eines jungsteinzeitlichen Dorfes auf der Insel Westray fand der Archäologe Sean Rice eine 3,5 mal 3 Zentimeter große Tonstatuette.
Die Orkney-Venus neben der Frau von Westray | Hier lässt sich vergleichen: Die Orkney-Venus links wurde 2009 in Links of Noltland gefunden. Archäologen entdeckten die Frau von Westray (rechts) am selben Grabungsort ein Jahr später.
Zwar fehlt ihr Kopf, doch zeugen eine daumenförmige Delle sowie Brandspuren davon, dass auf dem Rumpf einst eine Tonkugel aufgebrannt war. Der Torso ist mit tiefen Einritzungen übersät – anders als bei der Orkney-Venus, deren Verzierungen nur oberflächlich waren. Auf der Brust der "Frau von Westray" erkennt man das obere Ende eines Rechtecks, dessen Ecken als Dreiecke abgetrennt sind. Ein Loch in der Mitte könnte den Bauchnabel der Plastik darstellen.
Bei der Interpretation sind die Forscher vorsichtig. Einerseits hat der Torso dieselbe Größe und dieselbe grundlegende Form eines A wie die der Orkney-Venus. Sie könnte daher auch ein Fruchtbarkeitssymbol oder eine Darstellung eines Gottes gewesen sein.
Peter Yeoman von Historic Scotland, der staatlichen Organisation zur Bewahrung historischer Kulturgüter, räumt ein: "Es ist schwierig, über die exakte Funktion oder Bedeutung dieser Figurinen zu spekulieren. Es könnte sich sogar um Kinderspielzeug handeln." Bei einem oberflächlichen Blick deutet auch nichts auf die üppigen Geschlechtsmerkmale hin, die ihre europäischen Pendants aufweisen, beispielsweise die "Venus von Willendorf" oder die "Venus vom Hohle Fels".
Claudia Reinert
Links im Netz
Historic Scotland (Die schottische Regierungsbehörde für den Erhalt historischer Zeugnisse.)
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