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Erfolgsfaktoren: Die Big Six der Soft Skills

Im Beruf liegen so genannte Soft Skills hoch im Kurs. Was gehört eigentlich dazu? Ein bewährtes Verfahren der Persönlichkeitsforschung kommt auf sechs Dimensionen. Eine davon trägt besonders zum Studienerfolg bei.
Zwei Studentinnen unterhalten sich auf dem Campus

Junge Erwachsene brauchen nicht nur fachliche Kompetenzen, um ein Studium und den Berufseinstieg zu meistern. Kommunikations- und Teamfähigkeit zählen in der IT zu den meistgefragten »Soft Skills«, wie Anfang 2021 eine Analyse von rund 20 000 Stellenanzeigen auf einer Plattform für Softwareentwickler ergab. Bislang fehlte allerdings ein Instrument, das diese »weichen« Fertigkeiten per Fragebogen verlässlich erfasst, schreibt das Forschungsteam in den »Psychological Reports«. Die Gruppe um den Bildungsforscher Jacinto Jardim von der Universidade Aberta in Portugal stellt darin ein neues Inventar vor.

Die Forschenden griffen auf ein klassisches Verfahren zurück, den lexikalischen Ansatz, mit dem auch das führende Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit entwickelt wurde. Sie sammelten zunächst Wörter für potenziell relevante Eigenschaften, Fertigkeiten und Verhaltensweisen. So kamen 180 Merkmale zusammen, von denen Fachleute 80 unter anderem wegen Mehrdeutigkeit und Unverständlichkeit ausschlossen. Die verbliebenen legten sie mehr als 2000 portugiesischen Studierenden vor, deren Studienleistungen sie zuvor erfragt hatten. Auf einer Skala von 1 (nie) bis 5 (immer) sollten die Versuchspersonen einschätzen, inwieweit die 100 als Aussagen formulierten Merkmale auf sie zutrafen, zum Beispiel: »Ich habe klare Ziele.«

Die Hälfte der Antworten diente dazu, das Inventar und seine Faktoren zu entwickeln, die andere Hälfte, es zu überprüfen. Nach statistischen Kriterien wurden zunächst Items ausgeschlossen, die entweder redundant waren oder nicht passten, darunter beispielsweise solche, die sich mehr auf Vorlieben als auf Fertigkeiten bezogen. Dann testeten Jardim und sein Team, wie sich die Antworten optimal zusammenfassen ließen. Die statistisch beste Lösung fanden sie für sechs Dimensionen:

  • Zielorientierung: Ziele haben und verfolgen
  • Resilienz: Ressourcen aktivieren, um Stress und Probleme zu bewältigen
  • Empathie: die Gefühle von anderen erkennen und nachempfinden
  • Durchsetzungsvermögen: für sich selbst eintreten
  • Teamfähigkeit: so zusammenarbeiten, dass alle ihre Stärken einbringen können
  • Soziale Unterstützung: auf Hilfe von Freunden und Familie zählen können

Das Soft Skills Inventory (SSI), wie die Autoren den Selbsttest nennen, bildet mit 50 Fragen ab, wie stark diese sechs weichen Erfolgsfaktoren ausgeprägt sind. Frauen gaben sich im Mittel höhere Werte in Zielorientierung, Empathie, Teamfähigkeit und sozialer Unterstützung. Männer attestierten sich mehr Resilienz. In Sachen Durchsetzungsvermögen schätzten sich die Geschlechter im Schnitt ähnlich ein. Den Autoren zufolge fehlen jedoch noch Normwerte, sowohl für die Geschlechter als auch für verschiedene Kulturen. Sie schließen auch nicht aus, dass es weitere relevante Soft Skills gibt, die sie in ihrer westlichen und südeuropäisch geprägten Kultur nicht erfasst haben.

Soft Skills fördern den Erfolg im Leben. Wie wichtig welcher Faktor ist, hängt von den jeweiligen Aufgaben ab. Zum Studienerfolg trage vor allem die Zielorientierung bei, berichten Jardim und seine Kollegen. Entscheidend für den Erfolg eines Teams ist vor allem eine koordinierende Hand, die alle Mitglieder ihren Stärken entsprechend einsetzt.

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