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Römer: Seehandel mit Lebendfisch

Carlo Beltrame/Universität Venedig
Dass es an Bord römischer Schiffe effektive Handpumpen gab, ist lange bekannt. Damit konnten die Seeleute etwa Herr über das ständig eindringende Seewasser werden. Oder im Fall eines Falles einen Brand löschen. Bisher unbekannt war die Verwendung solcher Pumpen für den Transport lebender Fische.

Dieses Bleirohr aus dem Schiffswrack von Grado ... | ... gehörte zu einer Pumpe, mit der Meerwasser an Bord gefördert wurde. Am Ende des abgeknickten Rohrs ist noch die Flansch erhalten, mit der das Rohr an den Planken befestigt war.
Carlo Beltrame von der Universität Venedig war bei der Bergung eines 2200 Jahre alten und rund 16,5 Meter langen Segelboots vor der Küste des norditalienischen Grado auf zwei Bleirohre gestoßen. Sie sind 80 beziehungsweise 130 Zentimeter lang und hatten einen Durchmesser von rund sieben Zentimetern. Beltrame ist überzeugt, dass sie einst Teil einer Pumpe waren, die für die üblichen Zwecke an Bord jedoch reichlich überdimensioniert war. Der Forscher schätzt ihre Leistung auf etwa 250 Liter Wasser pro Minute!

Das Heck des Wracks ... | ... vor der Bergung – neben dem verbogenen Rohr liegt eine Platte aus Blei, die vielleicht zum Schutz der Pumpe diente.
Damit, so Beltrame, könnten die Römer Seewasser in große Becken an Deck gefördert haben, in denen sie ihre frisch gefangenen Fische sammelten. Von solchen "vivaria" ist jedenfalls schon in Überlieferungen von Chronisten jener Zeit wie Athenaeus und Macrobius die Rede, die davon berichten, wie lebende Papageifische aus dem Schwarzen Meer in die Metropolen rund ums Mittelmeer gebracht wurden.

Die "vivaria" bescherten nicht nur betuchten Römern exotische Gaumenfreuden – auch die einfachen Leute profitierten davon: Der Transport großer Mengen Fisch aus heimischen Gewässern sorgte für niedrige Preise, sodass regionale Ware für jedermann erschwinglich wurde.

Katharina Bolle

The International Journal of Nautical Archaeology, 2011
doi:10.1111/j.1095-9270.2011.00317.x

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