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News: Seekühe hören schlecht

Die großen, gemütlichen, grau-braunen Vegetarier halten sich gerne in warmen Flußmündungen und Häfen auf, in denen sie nahezu den ganzen Tag grasen, spielen und schlafen. Dabei werden die Seekühe jedoch oft von Motorbooten verletzt oder sogar getötet. Warum sie den Booten nicht ausweichen, hat einen ganz einfachen Grund: Sie können die Motoren nicht hören.
Immer wieder werden Manatis von Booten verletzt. "Es ist eine weit verbreitete Ansicht, daß sie zu langsam oder zu dumm sind, um aus dem Weg zu gehen", sagt Edmund Gerstein von der Florida Atlantic University in Boca Raton. Die Tiere können jedoch mehrere Meter pro Sekunde zurücklegen und sich an Gefahren erinnern und ihnen ausweichen.

Das brachte Gerstein auf die Idee, das Hörvermögen der Tiere genauer zu untersuchen. Sein Forschungsteam trainierte zwei in Gefangenschaft geborene Sehkühe, unter Wasser auf einen Lichtblitz zu warten. Wenn dem Licht ein Ton vorausging, sollten sie ein gestreiftes Paddel drücken. Gab es keinen Ton, drückten sie ein weißes Paddel.

Die Wissenschaftler untersuchten, bei welcher Lautstärke die Tiere bestimmte Frequenzen nicht mehr hörten. Das feinste Gehör zeigten sie bei 17 Kilohertz, bei denen der Schwellenwert für die Intensität fünfzig Dezibel erreichte. Bei 0,5 Kilohertz mußten die Töne dagegen die hunderttausendfache Lautstärke haben (Journal of the Acoustical Society of America vom Juni 1999).

Die Frequenz eines Schiffsmotors liegt mit etwa zwei Kilohertz an der unteren Grenze des Hörvermögens von Seekühen. Wenn die Boote abbremsen, um den Tieren ausweichen zu können, verringert sich die Frequenz weiter, was es für die Seekühe noch schwieriger macht, die Gefahr rechtzeitig wahrzunehmen. Außerdem verbreiten sich tiefe Töne nahe der Oberfläche nicht so gut wie höhere. Dieses Phänomen wird Lloyd's mirror effect genannt und beruht darauf, daß Schallwellen von der Wasseroberfläche abprallen und interferieren.

"Diese Arbeit wird hoffentlich dabei helfen, das Problem zu lösen", sagt Whitlow Au von der University of Hawaii in Manoa. Gerstein arbeitet bereits an einem Gerät, das an den Motoren befestigt werden kann, um die Manatis mit hochfrequenten Tönen zu warnen.

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