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Umwelt: Seen lagern mehr Kohlenstoff ein als vor 100 Jahren

Seen sind eigentlich eine Treibhausgasquelle. Aber möglicherweise ist ihre Klimabilanz etwas besser als gedacht.
See in Norwegen

Seen setzen beträchtliche Mengen Treibhausgase frei, da Mikroorganismen an der Oberfläche laufend organische Materie abbauen. Gleichzeitig binden die Gewässer Kohlenstoff: Tote Pflanzen sinken auf den Grund, daneben löst sich ständig CO2 aus der Atmosphäre im Wasser. Außerdem beherbergen Seen Algen und andere Pflanzen, die das Treibhausgas aus der Luft fischen.

Eine neue Studie legt nun nahe, dass die Gewässer auf diese Art und Weise heute deutlich mehr Kohlenstoff binden als noch vor 100 Jahren. Das berichtet ein Forscherteam um John Anderson im Fachmagazin »Science Advances«. Die Geografen stützen ihren Befund auf Sedimentproben aus 516 Gewässern, mit denen sie den Kohlenstoffgehalt zu verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit rekonstruieren konnten.

Demnach nehmen Seen heute im Durchschnitt dreimal so viel Kohlenstoff auf wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieser Trend zeigte sich in allen Klimazonen, scheint jedoch in den Tropen am stärksten zu sein. Hier vervierfachte sich die jährlich eingelagerte Menge sogar. Insgesamt könne der eingelagerte Kohlenstoff die von Seen ausgehenden CO2-Emissionen zu etwa 20 Prozent ausgleichen, schreiben die Forscher in ihrem Fachaufsatz.

Dass die Gewässer heute mehr Kohlenstoff binden als in der Vergangenheit, liegt laut Anderson und seinen Kollegen vor allem am Menschen: Durch die auf Dünger basierende Landwirtschaft gelangen mehr Stickstoff und Phosphor in die Gewässer, was autotrophen Lebewesen wie Algen zugutekommt. Rund 70 Prozent des Anstiegs sollen sich dadurch erklären lassen. Die restliche Menge könnte auf Dämme und andere Wasserbauprojekte zurückgehen, die die Landerosion verstärken.

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