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News: Seescheiden im Spermakrieg

Das Leben unter dem Meer kann hart sein für eine Seescheide, die auf Felsen um ein wenig Lebensraum wetteifert. Aber die Manteltiere haben eine besonders eigenartige Waffe gegen ihre Konkurrenten entwickelt: Sie setzen ihr Sperma ein, um die Eier anderer Seescheidenarten zu manipulieren. Dies ist wohl das erste bekannte Beispiel eines Spermawettkampfes im Tierreich zwischen verschiedenen Arten.
Seescheiden verbringen die meiste Zeit ihres Lebens mehr oder weniger bewegungslos auf Felsen unter Wasser. Da sie für die Paarung nicht zu ihrem Partner gelangen können, vermehren sich die Tiere, indem die Weibchen ihre Eier und die Männchen ihre Spermien in immenser Anzahl in das Meerwasser abgeben, wo sie aufeinander treffen und die Befruchtung erfolgt. Jede von mehr als einem Spermium befruchtete Eizelle entwickelt sich nicht ordentlich, weshalb die Manteltiere, wie nahezu alle Arten einen Mechanismus hervorbrachten, um dies zu verhindern. Sobald ein Spermium auf eine Eizelle trifft, setzt diese ein Enzym frei, das die Eioberfläche so verändert, dass keine weiteren männlichen Keimzellen eindringen können.

Der Biologe Charles Lambert von der California State University in Fullerton hat nun entdeckt, dass andere Seescheidenarten diesen Mechanismus austricksen können. Er untersuchte die beiden Species Ascidia nigra und Ascidia sydneiensis in den Gewässern um Hawaii und Guam. Obwohl sich die beiden Arten nicht gegenseitig befruchten können, lösen die Spermien der einen doch den Schutzmechanismus der anderen Species aus, was die Befruchtung der so manipulierten Keimzellen verhindert. "Wenn eine Art die Eier der anderen dazu bringen können unbefruchtet abzusterben, werfen sie Wettbewerber um Lebensraum aus dem Rennen", sagt Lambert.

Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum die männlichen Seescheiden so eine immense Anzahl an Spermien produzieren. "Eine Funktion des überflüssigen Spermas könnte sein, die Eier der anderen Arten unfruchtbar zu machen", meint der Biologe. Er ist der Ansicht, dass der Keimzellenkrieg zwischen den Species verbreiteter sein könnte als bisher angenommen. "Wenige Wissenschaftler haben bis heute untersucht, ob ein Spermium, das nicht in die Eizelle eindringen kann, sie vielleicht für die Befruchtung unbrauchbar machen kann."

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