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Moais und Pukaos: Seiltrick verhalf Osterinselstatuen zum Kopfschmuck

Rapa Nui bleibt rätselhaft: Auf der abgelegensten Stelle der Welt bauten Menschen mysteriöse Statuen und setzen ihnen tonnenschwere Hüte auf. Warum? Und vor allem - wie?
Rekonstruierte Moai-Reihe an der Südküste Rapa Nuis

Die isolierte Osterinsel im Pazifik wartet traditionell mit Rätseln auf: Wie fanden schon vor 1000 Jahren die ersten Siedler den Weg durch die Weiten des Pazifiks? Wieso brach die lange blühende Zivilisation am Ende zusammen? Warum errichteten die Menschen die ikonischen Moai-Statuen – ohne schweres Gerät? Und wie setzten sie am Ende den meterhohen Statuen auch noch tonnenschwere Hüte auf den Kopf? Eine Antwort auf die letzte Frage glauben nun Forscher der Binghamton University in New York geben zu können: Der Kopfschmuck wurde wohl mit einer cleveren, heute noch in der Schifffahrt bewährten Seiltechnik über Rampen hochgerollt.

Der Fachmann alter nautischer Fachbegriffe spricht hierbei vom »aufschroten«, bei dem ein Gewicht mit Hilfe eines daruntergelegten Seils, dem »Schrottau«, über ein Widerlager gezogen und dabei zugleich umgedreht und aufgerichtet wird. Typischerweise werden mit hochskalierten Varianten des Verfahrens gekenterte Schiffe wieder auf den Kiel gedreht – etwa auch die spektakulär vor der italienischen Küste gescheiterte Costa Concordia.

Bekam so ein Moai seinen Hut? | Die schweren Pukaos rollten über eine Rampe in die Höhe – die Arbeiter schoben dabei aber wohl nicht von unten, sondern nutzten die Form der Steine und die Physik beim Parbuckling-Manöver zu ihrem Vorteil.

Die Erbauer der besonders eindrucksvollen Moai mit Kopfschmuck – den oft zylindrischen, bis zu zwölf Tonnen schweren Pukaos – hatten das im englischen Sprachraum als Parbuckling bezeichnete Manöver offenbar unabhängig entwickelt und für ihre Zwecke angepasst, meinen Carl Lipo und sein Team, die ihre Hypothese nun im »Journal of Archaeological Science« vorgestellt haben.

Zunächst wurden die tonnenschweren Hüte in weit entfernten Steinbrüchen hergestellt und anschließend wohl zu ihrem Moai gerollt. Was dann geschah, haben bereits zahlreiche Theorien zu erklären versucht, fasst Teammitglied Sean Hixon von der Penn State University zusammen: Zu den plausibleren Erklärungen gehörten hölzerne Rampengerüste oder ein unter dem Hut allmählich aufgeschichteter Steinhaufen. Hixon, Lipo und Co erstellten nun mit Hilfe von Fotografien exakte 3-D-Modelle verschiedener Hüte und modellierten damit die wahrscheinlichsten, weil leichtesten Bewegungsmuster beim Bauprozess. Am einfachsten war es demnach, die Hutsteine mit untergelegten Schrottauen über Rampen auf den Scheitel der Moais zu bekommen, schlussfolgern die Forscher: Eine simple, elegante und durchaus machbare Aufgabe für einige starke, erfahrene und behutsam vorgehende Arbeiter.

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