Selbstbeherrschung: Wie man sich am besten das Lachen verkneift

Ein Lachflash auf einer Beerdigung? Peinliches Kichern, wenn der Chef eine Rede hält? Es gibt viele soziale Situationen, in denen man seine Impulse tunlichst unterdrücken sollte, will man nicht seine beruflichen Beziehungen aufs Spiel setzen oder soziale Ächtung riskieren. Doch diese Art von Selbstbeherrschung ist gar nicht so einfach, wie wir vermutlich alle wissen – und eindrücklich in der TV-Reality-Sendung »LOL – Last One Laughing« beobachten können. Ein Team der Universität Göttingen hat nun untersucht, wie das besser gelingen kann. Ein zentrales Ergebnis: Sobald andere lachen, werden selbst wirksamste Strategien geschwächt. Die Fachleute haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift »Nature Communications Psychology« veröffentlicht.
Die Forschenden um die Psychologin Anne Schacht führten mit mehr als 100 Freiwilligen mehrere Experimente durch. Die Probandinnen und Probanden hörten sich Witze vom Band an (neutrale Fakten dienten als Kontrollbedingung) und sollten verschiedene Strategien anwenden, um möglichst nicht zu lachen. So galt es, sich durch das Betrachten eines Suchbilds abzulenken, die Mimik willentlich zu unterdrücken oder eine kognitive Neubewertung vorzunehmen, etwa durch Fokussierung auf mögliche negative Aspekte des Gehörten.
Am besten ablenken oder unterdrücken
Währenddessen zeichneten Schacht und ihre Kolleginnen die elektrische Aktivität der Gesichtsmuskeln mit Hilfe der Elektromyographie (EMG) auf, bei der die Personen Elektroden auf der Gesichtshaut tragen. So lassen sich selbst winzige Regungen des Belustigtseins erfassen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Nach jedem Witz bewerteten die Teilnehmenden auf einer Skala von 1 bis 5, wie lustig sie ihn fanden.
Die Strategien erwiesen sich als unterschiedlich wirksam. Ablenkung und Unterdrückung dämpften die mit Lachen verbundenen Muskelaktivitäten am stärksten. Wie zu erwarten, funktionierte das Ablenken bei besonders amüsanten Jokes weniger gut als bei eher schlechten Witzen. Die Neubewertung veränderte vor allem, wie lustig das Gehörte empfunden wurden. Allerdings zeigte sich, dass eingespieltes Lachen eines anderen Menschen die Kontrolle über das eigene Lachen deutlich erschwert. Die Probanden konnten dann weniger gut an sich halten.
Soziale Mimikry (mit anderen Mitlachen) kann also in gewissem Maß kontrolliert, aber nicht gänzlich durch Selbstbeherrschung unterdrückt werden, schlussfolgern die Autoren. »Selbst solche effektiven Strategien stoßen an ihre Grenzen«, erklärt Anne Schacht in einer Pressemeldung. »Soziale Signale wie das Lachen anderer machen es viel schwieriger, das eigene Lachen zu kontrollieren. Das ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie stark unsere Emotionen sozial beeinflusst sind.«
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