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Selbstbild: Für wie intelligent halten Sie sich?

Die Antwort sagt nicht viel über Ihre wahre Intelligenz aus, dafür aber über etwaige narzisstische Größenfantasien.
Junger Mann schaut selbstgefällig in die Kamera

Wenn man sich für besonders intelligent hält, ist das kein Hinweis auf wahre Intelligenz. Vielmehr kann man daraus auf narzisstische Persönlichkeitszüge schließen. Das hat der Psychologe Marcin Zajenkowski von der Universität Warschau bei Jugendlichen nachgewiesen. 2019 hatten er und sein Team dasselbe schon bei Erwachsenen beobachtet: Wer zu grandiosem Narzissmus neigte, das heißt zu Größenfantasien, Egozentrismus und Anspruchsdenken, hielt sich im Schnitt für besonders intelligent, war es aber nicht. Die Selbsteinschätzung und der objektiv gemessene IQ hingen statistisch nicht bedeutsam zusammen.

Einige ältere Studien hatten bei Kindern und Jugendlichen zwar einen Zusammenhang zwischen subjektiven und objektiven kognitiven Fähigkeiten gefunden, berichtet Zajenkowski. Doch dabei ging es um Leistungen in Mathematik und Englisch, also Schulfächern, in denen Kinder und Jugendliche ihre Fähigkeiten vergleichsweise gut selbst beurteilen können.

Der Psychologe wollte deshalb herausfinden, wie gut Jugendliche ihre allgemeine Intelligenz einzuschätzen wissen. Mehr als 400 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren beantworteten dafür Fragen zu ihrer Person, darunter zu Eigenschaften wie Narzissmus. Außerdem sollten sie ihre Intelligenz auf einer Skala von 1 bis 25 selbst beurteilen.

Mit der subjektiven Intelligenz war es bei den Jugendlichen nicht anders als bei den Erwachsenen: Sie hatte mit dem objektiven Testergebnis nichts zu tun, ließ jedoch auf besagte narzisstische Züge schließen. Andere Persönlichkeitsmerkmale spielten kaum eine Rolle. Jungen schätzten ihre Intelligenz höher ein als Mädchen; tatsächlich aber erreichten beide Geschlechter in einer Kurzform eines Intelligenztests, »Ravens Matrizentest«, im Schnitt gleich gute Leistungen.

Für Menschen mit grandios-narzisstischen Tendenzen sei ihre Intelligenz ein wichtiger Baustein des Selbstkonzepts, erläutert Zajenkowski. Sie hielten sie für einen Schlüssel zu hohem sozialem Ansehen. Deshalb helfe ihnen ein »positives Bild von der Intelligenz«, sich gut zu fühlen.

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